Prebberede/03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert

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Kurztext

Prebberede (Abb.: 1-3) könnte ein wendischer Siedlungs- und/oder Begräbnisort gewesen sein. In der Umgebung wurden bronzezeitliche Funde entdeckt, darunter ein möglicher Frauen-Hortfund. Neueste archäologische Untersuchungen haben eine Grabenstruktur sowie Gräber im Park von Prebberede nachgewiesen. Das Anwesen wurde erstmals 1228 als Rittersitz erwähnt und war seit 1385 im Besitz der Familie von Bassewitz. Das barocke Herrenhaus wurde um 1770 erbaut. Ältere Wirtschaftsgebäude auf dem Gutsgelände wurden weitergenutzt. Die Gutsanlage umfasste während des 18. Jahrhunderts mehrere Höfe, die Feldflur war in Koppeln aufgeteilt. Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783), Bauherr des barocken Herrenhauses Prebberede, war an diesem Prozess zur Landneugliederung nach wirtschaftlichen Aspekten in Mecklenburg mittelbar beteiligt.

Prebberede (Abb. 1-3) ist möglicherweise ein wendischer Siedlungs- und/oder Begräbnisort gewesen. So mutmaßt Adolf Graf von Bassewitz 1906 eine wendische Abstammung seiner Familie.[1] Laut Überlegungen des heutigen Besitzers könnte das barocke Herrenhaus im Bereich dieser/einer vorchristlichen Siedlung liegen. Um 1900 wurde in Prebberede ein bronzezeitlicher Fund getätigt, dessen Fundort im Park, nahe der Familienkapelle vermutet wird.[2] 1971 bespricht der Archäologe Ulrich Schoknecht im Jahrbuch „Bodendenkmalpflege in Mecklenburg“ einen jungbronzezeitlichen Hortfund vor Ort sowie weitere Hortfunde in der mittelbaren Umgebung.[3] Demnach ist 1968 im Hause des Pastors Hinze in Varchentin, Kreis Waren (Verwaltungseinteilung zur Zeit des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)) eine Kollektion Bronzen nicht alltäglicher Zusammensetzung[4] gefunden worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Frauen[5]-Hortfund darstellen. Die Bronzen stammen aus dem Besitz des Vaters des Pastors. Fundzeit und Fundumstände ließen sich nicht mehr nachvollziehen. Als Fundort wird jedoch durch die Pastorenfamilie Hinze Prebberede angegeben. Bei den Fundstücken handelt es sich um das „Bruchstück einer alten Plattenfibel“[6], drei „Knopfsicheln“[7], elf „Armringe“[8] oder Bruchstücke davon und um einen „flachen Kannelurenstein (…)“[9]. Schoknecht gibt alle Funde gezeichnet wieder und argumentiert, dass sich „[d]er Hort von Prebberede (…) in einigen Formen (Fibel, Ringe mit dachförmigem Querschnitt) der Kulturprovinz Mittelelbe an[schließt].“[10] Archäologische Funde werden in Mecklenburg systematisch und wissenschaftlich seit Anfang des 19. Jahrhunderts getätigt und beschrieben.[11] Durch die von geosphere austria im Winter 2023 durchgeführten Bodenradar- und Magnetikmessungen[12] (siehe Bodenradar- und Magnetikmessung) konnte im Bodenbereich der Kapelle im Park von Prebberede (vor der Hauptfassade) eine kreisförmige Grabenstruktur nachgewiesen werden. Links der Kapelle befinden sich zwei Gräber.

Die Karte der Direktorialvermessung 1763 [13] (Abb. 24-25) zeigt das Aussehen der Gutsanlage vor dem Bau des barocken Herrenhauses um 1770. Noch heute liegt ein bereits darauf zu erkennendes, vermutlich älteres Gebäude zurückgesetzt, jenseits des barocken Gutshofes an der Dorfstraße. Es ist in natura aus unregelmäßig geformten Backsteinen gemauert. Laut Aussagen des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht[14] könnte es sich hierbei um ein altes Gebäude (eventuell einen Speicher) der großen, mehrere Höfe umfassenden Gutsanlage bzw. des Meierhofes handeln.[15] Die Karte zeigt weiterhin eine doppelhöfige Gutsanlage, deren meiste Gebäude mindestens in ihrem Standort dem „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)[16] (Abb. 29) entsprechen. Adolf Graf von Bassewitz bezeichnet 1906 letztgenannten Plan als „Situationsplan“[17]. Somit könnte ab um 1770 nur ein neues barockes Herrenhaus anstelle eines dreiteiligen Vorgängergebäudekomplexes, wie er in der Direktorialvermessungskarte zu erkennen ist, errichtet worden sein – und keine komplett neue Gutsanlage. Auch der Gartenentwurf von 1764 baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens von 1763 auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes. Auf seine Darstellung wurde im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ verzichtet. Zur landwirtschaftlichen Fläche des arrondierten Gutes gehören laut Direktorialvermessungskarte 1763 auffallend viele (acht) Koppeln. Sie heißen: „Fett-Koppel“, „VorTohrs Koppel“, „Schwart Lands Koppel“, „Brede Koppel“, „Roth Solls Koppel“, „Gerichts Koppel“, „Lange Dieks Koppel“ und „Mühlen Koppel“ (auf der eine Windmühle steht). Dagegen gibt es nur ein Feld: „Das Hohe Feld“ sowie den „Vogelfanks Kamp“. Umfangreiche Niederungsgebiete tragen den Namen „Wisch“ (Wiese)[18]: „Grot Middelwisch“, „Lüt Middel Wisch“, „Bark Wisch“, „Schmede Wisch“, „Die See Wische“, „Grote See Wische“ und „Rade Wisch“. Einzelne Moorflächen werden u.a. als „Torf-Mohr“[19] bezeichnet und mit entsprechender Zeichensignatur versehen.

Prebberede (Abb. 1-3) ist möglicherweise ein wendischer Siedlungs- und/oder Begräbnisort gewesen. So mutmaßt Adolf Graf von Bassewitz 1906 eine wendische Abstammung seiner Familie.[1] Laut Überlegungen des heutigen Besitzers könnte das barocke Herrenhaus im Bereich dieser/einer vorchristlichen Siedlung liegen. Um 1900 wurde in Prebberede ein bronzezeitlicher Fund getätigt, dessen Fundort im Park, nahe der Familienkapelle vermutet wird.[2] 1971 bespricht der Archäologe Ulrich Schoknecht im Jahrbuch „Bodendenkmalpflege in Mecklenburg“ einen jungbronzezeitlichen Hortfund vor Ort sowie weitere Hortfunde in der mittelbaren Umgebung.[3] Demnach ist 1968 im Hause des Pastors Hinze in Varchentin, Kreis Waren (Verwaltungseinteilung zur Zeit des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)) eine Kollektion Bronzen nicht alltäglicher Zusammensetzung[4] gefunden worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Frauen[5]-Hortfund darstellen. Die Bronzen stammen aus dem Besitz des Vaters des Pastors. Fundzeit und Fundumstände ließen sich nicht mehr nachvollziehen. Als Fundort wird jedoch durch die Pastorenfamilie Hinze Prebberede angegeben. Bei den Fundstücken handelt es sich um das „Bruchstück einer alten Plattenfibel“[6], drei „Knopfsicheln“[7], elf „Armringe“[8] oder Bruchstücke davon und um einen „flachen Kannelurenstein (…)“[9]. Schoknecht gibt alle Funde gezeichnet wieder und argumentiert, dass sich „[d]er Hort von Prebberede (…) in einigen Formen (Fibel, Ringe mit dachförmigem Querschnitt) der Kulturprovinz Mittelelbe an[schließt].“[10] Archäologische Funde werden in Mecklenburg systematisch und wissenschaftlich seit Anfang des 19. Jahrhunderts getätigt und beschrieben.[11] Durch die von geosphere austria im Winter 2023 durchgeführten Bodenradar- und Magnetikmessungen[12] (Abb. siehe Bodenradar- und Magnetikmessung) konnte im Bodenbereich der Kapelle im Park von Prebberede (vor der Hauptfassade) eine kreisförmige Grabenstruktur nachgewiesen werden. Links der Kapelle befinden sich zwei Gräber.

Die Karte der Direktorialvermessung 1763 [13] (Abb. 24-25) zeigt das Aussehen der Gutsanlage vor dem Bau des barocken Herrenhauses um 1770. Noch heute liegt ein bereits darauf zu erkennendes, vermutlich älteres Gebäude zurückgesetzt, jenseits des barocken Gutshofes an der Dorfstraße. Es ist in natura aus unregelmäßig geformten Backsteinen gemauert. Laut Aussagen des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht[14] könnte es sich hierbei um ein altes Gebäude (eventuell einen Speicher) der großen, mehrere Höfe umfassenden Gutsanlage bzw. des Meierhofes handeln.[15] Die Karte zeigt weiterhin eine doppelhöfige Gutsanlage, deren meiste Gebäude mindestens in ihrem Standort dem „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)[16] (Abb. 29) entsprechen. Adolf Graf von Bassewitz bezeichnet 1906 letztgenannten Plan als „Situationsplan“[17]. Somit könnte ab um 1770 nur ein neues barockes Herrenhaus anstelle eines dreiteiligen Vorgängergebäudekomplexes, wie er in der Direktorialvermessungskarte zu erkennen ist, errichtet worden sein – und keine komplett neue Gutsanlage. Auch der Gartenentwurf von 1764 baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens von 1763 auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes. Auf seine Darstellung wurde im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ verzichtet. Zur landwirtschaftlichen Fläche des arrondierten Gutes gehören laut Direktorialvermessungskarte 1763 auffallend viele (acht) Koppeln. Sie heißen: „Fett-Koppel“, „VorTohrs Koppel“, „Schwart Lands Koppel“, „Brede Koppel“, „Roth Solls Koppel“, „Gerichts Koppel“, „Lange Dieks Koppel“ und „Mühlen Koppel“ (auf der eine Windmühle steht). Dagegen gibt es nur ein Feld: „Das Hohe Feld“ sowie den „Vogelfanks Kamp“. Umfangreiche Niederungsgebiete tragen den Namen „Wisch“ (Wiese)[18]: „Grot Middelwisch“, „Lüt Middel Wisch“, „Bark Wisch“, „Schmede Wisch“, „Die See Wische“, „Grote See Wische“ und „Rade Wisch“. Einzelne Moorflächen werden u.a. als „Torf-Mohr“[19] bezeichnet und mit entsprechender Zeichensignatur versehen.


Prebberede (Abb. 1-3) ist möglicherweise ein wendischer Siedlungs- und/oder Begräbnisort gewesen. So mutmaßt Adolf Graf von Bassewitz 1906 eine wendische Abstammung seiner Familie.[1] Laut Überlegungen des heutigen Besitzers könnte das barocke Herrenhaus im Bereich dieser/einer vorchristlichen Siedlung liegen. Um 1900 wurde in Prebberede ein bronzezeitlicher Fund getätigt, dessen Fundort im Park, nahe der Familienkapelle vermutet wird.[2] 1971 bespricht der Archäologe Ulrich Schoknecht im Jahrbuch „Bodendenkmalpflege in Mecklenburg“ einen jungbronzezeitlichen Hortfund vor Ort sowie weitere Hortfunde in der mittelbaren Umgebung.[3] Demnach ist 1968 im Hause des Pastors Hinze in Varchentin, Kreis Waren (Verwaltungseinteilung zur Zeit des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)) eine Kollektion Bronzen nicht alltäglicher Zusammensetzung[4] gefunden worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Frauen[5]-Hortfund darstellen. Die Bronzen stammen aus dem Besitz des Vaters des Pastors. Fundzeit und Fundumstände ließen sich nicht mehr nachvollziehen. Als Fundort wird jedoch durch die Pastorenfamilie Hinze Prebberede angegeben. Bei den Fundstücken handelt es sich um das „Bruchstück einer alten Plattenfibel“[6], drei „Knopfsicheln“[7], elf „Armringe“[8] oder Bruchstücke davon und um einen „flachen Kannelurenstein (…)“[9]. Schoknecht gibt alle Funde gezeichnet wieder und argumentiert, dass sich „[d]er Hort von Prebberede (…) in einigen Formen (Fibel, Ringe mit dachförmigem Querschnitt) der Kulturprovinz Mittelelbe an[schließt].“[10] Archäologische Funde werden in Mecklenburg systematisch und wissenschaftlich seit Anfang des 19. Jahrhunderts getätigt und beschrieben.[11] Durch die von geosphere austria im Winter 2023 durchgeführten Bodenradar- und Magnetikmessungen[12] (siehe Bodenradar- und Magnetikmessung) konnte im Bodenbereich der Kapelle im Park von Prebberede (vor der Hauptfassade) eine kreisförmige Grabenstruktur nachgewiesen werden. Links der Kapelle befinden sich zwei Gräber.


Die Karte der Direktorialvermessung 1763 [13] (Abb. 24-25) zeigt das Aussehen der Gutsanlage vor dem Bau des barocken Herrenhauses um 1770. Noch heute liegt ein bereits darauf zu erkennendes, vermutlich älteres Gebäude zurückgesetzt, jenseits des barocken Gutshofes an der Dorfstraße. Es ist in natura aus unregelmäßig geformten Backsteinen gemauert. Laut Aussagen des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht[14] könnte es sich hierbei um ein altes Gebäude (eventuell einen Speicher) der großen, mehrere Höfe umfassenden Gutsanlage bzw. des Meierhofes handeln.[15] Die Karte zeigt weiterhin eine doppelhöfige Gutsanlage, deren meiste Gebäude mindestens in ihrem Standort dem „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)[16] (Abb. 29) entsprechen. Adolf Graf von Bassewitz bezeichnet 1906 letztgenannten Plan als „Situationsplan“[17]. Somit könnte ab um 1770 nur ein neues barockes Herrenhaus anstelle eines dreiteiligen Vorgängergebäudekomplexes, wie er in der Direktorialvermessungskarte zu erkennen ist, errichtet worden sein – und keine komplett neue Gutsanlage. Auch der Gartenentwurf von 1764 baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens von 1763 auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes. Auf seine Darstellung wurde im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ verzichtet. Zur landwirtschaftlichen Fläche des arrondierten Gutes gehören laut Direktorialvermessungskarte 1763 auffallend viele (acht) Koppeln. Sie heißen: „Fett-Koppel“, „VorTohrs Koppel“, „Schwart Lands Koppel“, „Brede Koppel“, „Roth Solls Koppel“, „Gerichts Koppel“, „Lange Dieks Koppel“ und „Mühlen Koppel“ (auf der eine Windmühle steht). Dagegen gibt es nur ein Feld: „Das Hohe Feld“ sowie den „Vogelfanks Kamp“. Umfangreiche Niederungsgebiete tragen den Namen „Wisch“ (Wiese)[18]: „Grot Middelwisch“, „Lüt Middel Wisch“, „Bark Wisch“, „Schmede Wisch“, „Die See Wische“, „Grote See Wische“ und „Rade Wisch“. Einzelne Moorflächen werden u.a. als „Torf-Mohr“[19] bezeichnet und mit entsprechender Zeichensignatur versehen.

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Prebberede (Abb.: 1-3) ist möglicherweise ein wendischer Siedlungs- und/oder Begräbnisort gewesen. So mutmaßt Adolf Graf von Bassewitz 1906 eine wendische Abstammung seiner Familie.[1] Laut Überlegungen des heutigen Besitzers könnte das barocke Herrenhaus im Bereich dieser/einer vorchristlichen Siedlung liegen. Um 1900 wurde in Prebberede ein bronzezeitlicher Fund getätigt, dessen Fundort im Park, nahe der Familienkapelle vermutet wird.[2] 1971 bespricht der Archäologe Ulrich Schoknecht im Jahrbuch „Bodendenkmalpflege in Mecklenburg“ einen jungbronzezeitlichen Hortfund vor Ort sowie weitere Hortfunde in der mittelbaren Umgebung.[3] Demnach ist 1968 im Hause des Pastors Hinze in Varchentin, Kreis Waren (Verwaltungseinteilung zur Zeit des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)) eine Kollektion Bronzen nicht alltäglicher Zusammensetzung[4] gefunden worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Frauen[5]-Hortfund darstellen. Die Bronzen stammen aus dem Besitz des Vaters des Pastors. Fundzeit und Fundumstände ließen sich nicht mehr nachvollziehen. Als Fundort wird jedoch durch die Pastorenfamilie Hinze Prebberede angegeben. Bei den Fundstücken handelt es sich um das „Bruchstück einer alten Plattenfibel“[6], drei „Knopfsicheln“[7], elf „Armringe“[8] oder Bruchstücke davon und um einen „flachen Kannelurenstein (…)“[9]. Schoknecht gibt alle Funde gezeichnet wieder und argumentiert, dass sich „[d]er Hort von Prebberede (…) in einigen Formen (Fibel, Ringe mit dachförmigem Querschnitt) der Kulturprovinz Mittelelbe an[schließt].“[10] Archäologische Funde werden in Mecklenburg systematisch und wissenschaftlich seit Anfang des 19. Jahrhunderts getätigt und beschrieben.[11] Durch die von geosphere austria im Winter 2023 durchgeführten Bodenradar- und Magnetikmessungen[12] (Abb.: 30-31) konnte im Bodenbereich der Kapelle im Park von Prebberede (vor der Hauptfassade) eine kreisförmige Grabenstruktur nachgewiesen werden. Links der Kapelle befinden sich zwei Gräber.

Prebberede findet 1228 als Rittersitz seine erste urkundliche Erwähnung. Seit 1385 ist es im Besitz der Familie von Bassewitz, nachdem es Gerd von Bassewitz den Brüdern Werner und Henning Pramuhlen abgekauft hatte.[20] Auch die benachbarten Güter Lühburg und Dalwitz sowie Basse sind seit dem 14. Jahrhundert von Bassewitzscher Besitz.[21]

Mitte des 17. Jahrhunderts wird in Prebberede ein herrschaftlicher Meierhof errichtet.[22] Dieser war wie – andere in Mecklenburg – ein Gutsbetrieb im Kleinen (mit dem Schwerpunkt Milchwirtschaft), betrieben eventuell mittels bäuerlicher Dienste und mit Gutspersonal.[23] Er wäre wohl als Ausgangspunkt der baulichen Entwicklung des barocken Gutshofes Prebberede zu bezeichnen. Außerdem könnte die Geschichte Prebberedes, vielleicht sogar die Entwurfs- und Baugeschichte des barocken Herrenhauses,[24] mit der Biografie Henning Friedrichs Graf von Bassewitz (1680-1749) verbunden sein. Dieser besaß und pflegte eine enge Verbindung an den Hof Peters I. (1672-1725, Regierungszeit: 1682-1725) in Sankt Petersburg.[25] Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Die Karte der Direktorialvermessung 1763 [13] (Abb.: 24-25) zeigt das Aussehen der Gutsanlage vor dem Bau des barocken Herrenhauses um 1770. Noch heute liegt ein bereits darauf zu erkennendes, vermutlich älteres Gebäude zurückgesetzt, jenseits des barocken Gutshofes an der Dorfstraße. Es ist in natura aus unregelmäßig geformten Backsteinen gemauert. Laut Aussagen des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht[14] könnte es sich hierbei um ein altes Gebäude (eventuell einen Speicher) der großen, mehrere Höfe umfassenden Gutsanlage bzw. des Meierhofes handeln.[15] Die Karte zeigt weiterhin eine doppelhöfige Gutsanlage, deren meiste Gebäude mindestens in ihrem Standort dem „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)[16] (Abb.: 29) entsprechen. Adolf Graf von Bassewitz bezeichnet 1906 letztgenannten Plan als „Situationsplan“[17]. Somit könnte ab um 1770 nur ein neues barockes Herrenhaus anstelle eines dreiteiligen Vorgängergebäudekomplexes, wie er in der Direktorialvermessungskarte zu erkennen ist, errichtet worden sein – und keine komplett neue Gutsanlage. Auch der Gartenentwurf von 1764 baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens von 1763 auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes. Auf seine Darstellung wurde im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ verzichtet. Zur landwirtschaftlichen Fläche des arrondierten Gutes gehören laut Direktorialvermessungskarte 1763 auffallend viele (acht) Koppeln. Sie heißen: „Fett-Koppel“, „VorTohrs Koppel“, „Schwart Lands Koppel“, „Brede Koppel“, „Roth Solls Koppel“, „Gerichts Koppel“, „Lange Dieks Koppel“ und „Mühlen Koppel“ (auf der eine Windmühle steht). Dagegen gibt es nur ein Feld: „Das Hohe Feld“ sowie den „Vogelfanks Kamp“. Umfangreiche Niederungsgebiete tragen den Namen „Wisch“ (Wiese)[18]: „Grot Middelwisch“, „Lüt Middel Wisch“, „Bark Wisch“, „Schmede Wisch“, „Die See Wische“, „Grote See Wische“ und „Rade Wisch“. Einzelne Moorflächen werden u.a. als „Torf-Mohr“[19] bezeichnet und mit entsprechender Zeichensignatur versehen.

Während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in weiten Teilen Norddeutschlands versucht, anstelle der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft die holsteinische Koppelwirtschaft einzuführen. Landwirtschaftliche Erträge konnten so gesteigert werden, was nachfolgend eine bescheidene Verbesserung der Ernährung der Bevölkerung bewirkte.[26] Diese neue Form der Landbewirtschaftung erforderte eine Regulierung und Arrondierung des Besitzes. Auf zusammenhängenden, großen Flurstücken wurden nun zehn oder elf Schläge (mit Feldfruchtanbau und Viehhaltung) eingerichtet. Um diesen massiven Umbau der Flur speziell in ganz Mecklenburg begleiten und dokumentieren zu können, musste erstmals das Land vermessen werden.[27] Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783), Bauherr des barocken Herrenhauses Prebberede, war an diesem Prozess mittelbar beteiligt. Als Justizrat in Schwerin wirkte er an der Erarbeitung des mecklenburgischen Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs von 1755 mit,[28] der zur Durchführung der Direktorialvermessung ab 1763 führte.[29] Da das Gut Prebberede 1763 von acht Koppeln (nicht Schlägen!) umgeben war, kann davon ausgegangen werden, dass hier bereits während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorrangig Tierhaltung betrieben worden ist. Ob auf den Koppeln zu dieser Zeit jedoch Rinder, Schweine (?), Schafe oder Pferde gehalten wurden, kann nicht eindeutig geklärt werden. Einen Hinweis bietet Gustav Hempel 1843 in seinem Werk „Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Meklenburger Landes“[30], in dem er das Aussehen des Gutes beschreibt sowie „das hiesige Gestüt [als] eines der vorzüglichsten im Lande [lobt] und die große Schäferei [als] hochveredelt“ [31]darstellt.

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Vgl.: Bassewitz 1906, S. 320. Andreas Parlow legt 2024 dar, dass die Mecklenburger Bassewitz-Linie „unzweifelhaft“ wendischen Ursprungs ist. Vgl.: S. 25.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Vgl.: mündliche Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Mai 2022.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Schoknecht, Ulrich: „Ein jungbronzezeitlicher Hortfund von Prebberede, Kreis Teterow, mit einem Anhang über die Horte von Wendorf, Kreis Waren.“ in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg, Jb. 1970, Schwerin 1971, S. 225-239.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Die archäologische Begründung dafür liefert Schoknecht auf den Seiten 227-231 seines Aufsatzes.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Vgl.: Schoknecht 1971, S. 230.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Schoknecht 1971, S. 225.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Schoknecht 1971, S. 225.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Schoknecht 1971, S. 225-227.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 Schoknecht 1971, S. 227.
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 Schoknecht 1971, S. 230.
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 Siehe Beschreibung der „Hortfunde von Wendorf (…)“, Schoknecht 1971, S. 231-233, sowie die Literaturliste S. 238-239. Aussage des Kunsthistorikers und Bauforschers bei der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Rostock Alexander Schacht am 29.05.2024.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 Prebberede_mag_interpretation.jpg, geosphere austria 2024; Prebberede_rad_interpretation.jpg, geosphere austria 2024.
  13. 13,0 13,1 13,2 13,3 z.B.: „Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.
  14. 14,0 14,1 14,2 14,3 Alexander Schacht ist Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rostock.
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 Eine dendrochronologische Untersuchung dieses vermutlich ältesten Gebäudes der Gutsanlage sollte angestrebt werden.
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764), Bassewitz 1906, S. 328.
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 Bassewitz 1906, S. 325.
  18. 18,0 18,1 18,2 18,3 Vgl.: Wisch (Plattdeutsch), https://plattmakers.de/de/1280/Wisch (05.01.2024); auch: https://www.niederdeutsche-literatur.de/dwn/mv/dwn_mv_he.php?mySTW=Wisch (12.06.2024).
  19. 19,0 19,1 19,2 19,3 Alle direkten Zitate aus: „Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.
  20. Vgl.: Sieber 1960, S. 79; Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1921, Digitalisat: https://obc.opole.pl/dlibra/publication/15739/edition/14676/content, S. 39, (21.12.2023); Bassewitz 1906, S. 320, 329; Parlow 2024, S. 342.
  21. Sieber 1960, S. 78.
  22. Prebberede Geschichte, https://de.wikipedia.org/wiki/Prebberede#Geschichte (09.01.2024).
  23. Thünen-Museum-Tellow (Hrsg.) 2019, S. 10.
  24. Eine entsprechende Vermutung äußerte der heutige Besitzer des Anwesens Prebberede in einem Gespräch im Mai 2022.
  25. Neuschäffer 1999, Kapitel „Die russische Zeit (1719-1727)“, S. 109-141.
  26. Vgl.: Blackbourn 2007, S. 33-34.
  27. Vgl.: Bock 2008, S. 1058.
  28. Vgl.: Bassewitz 1906, 325; Krauß/Fischer 2002, Bd. 2, S. 136. https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_von_Bassewitz (21.12.2023).
  29. Vgl.: Mielck 1927, S. 139-143.
  30. 2. Teil: Topographisch-historische Beschreibung, Parchim & Ludwigslust: Verlag der Historff’schen Hofbuchhandlung, S. 277. Digitalisat: https://www.google.de/books/edition/Geographisch_statistisch_historisches_Ha/FWYAAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&printsec=frontcover (12.01.2024).
  31. Hempel 1843, S. 277. Digitalisat: https://www.google.de/books/edition/Geographisch_statistisch_historisches_Ha/FWYAAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&printsec=frontcover (12.01.2024); auch: Raabe, Wilhelm: Meklenburgische Vaterlandkunde“. Erster Teil: Specielle Ortskunde beider Großherzogthümer Meklenburg nebst Ortsregister und drei Stadtplänen. Zweite, durchaus verbesserte und vervollständigte, wohlfeile Ausgabe von Hempel’s Geographisch-statistisch-historischem Handbuch des Meklenburger Landes, Wismar, Ludwigslust: Hinstorff, 1857, S. 800. Digitalisat: https://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn750440996 (15.01.2024).
Abb. 1 Herrenhaus Prebberede 1, Foto: Ulrike Gawlik 2022.
Abb. 2 Herrenhaus Prebberede 2, Foto: Ulrike Gawlik 2022.
Abb. 3 Herrenhaus Prebberede 3, Foto: Ulrike Gawlik 2022.
Abb. 29 „Der Plan von Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“, in: Bassewitz 1906, S. 328.