08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlage
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Quellen- und Literaturverzeichnis
Die Innenräume von Christinehof sind in ihrer Nutzung und Ausstattung gut dokumentiert. Georg Mokelten zeichnete, vermutlich im Zuge des Vertragsabschlusses mit Christina Piper, Pläne von Unter- und Erdgeschoss sowie dem ersten Obergeschoss mit eingetragenen Raumbezeichnungen (Abb. 71–73).[1] Die Raumnutzungen im 18. Jahrhundert sind darüber hinaus in einem Bauabnahmeprotokoll von 1741 sowie in einem Inventar von 1758 (Abb. 83) festgehalten. Das Inventar gibt detaillierten Aufschluss über die mobilen Objekte, die sich zu diesem Zeitpunkt in den Räumen befanden. Die feste Ausstattung war schlicht und beschränkte sich auf vereinzelte Stuckelemente an manchen Decken oder um die Feuerstellen (Abb. 85–88). Malereien gab es nicht; allerdings waren nahezu alle Räume mit Tapeten ausgestattet, von denen heute drei erhalten sind (s.u.). Grundrisse, Raumgrößen und feste Ausstattung zielen mehr auf einen praktikablen und intimen Wohnalltag als auf repräsentative Wirkung, ohne letztere gänzlich außer Acht zu lassen. Im Erdgeschoss[2] wurde die zentrale Achse in Form einer schmalen Diele von der Eingangstür in den Garten hinausgeführt (Abb. 89). Seitlich lag die Haupttreppe und führte eine schmale Tür an der Ostseite nach draußen, die so in Mokeltens Plan nicht vorgesehen war. Im Erdgeschoss lagen mehrheitlich hauswirtschaftlich genutzte Räume, darunter die (erhaltene) Küche, Speisekammer, Bäckerei und Wohnräume des Dienstpersonals (Abb. 90–91). Im Inventar von 1758 werden auch durch den Hausherrn genutzte Räume genannt, so Hans Excellences Lilla Skrif Kammare und die Grewarnes kammare, wo Carl Fredrik Piper offenbar auch geschlafen hat. Zudem gab es eine Art Möbeldepot, in dem diverse Gegenstände und vor allem Küchenutensilien aufbewahrt wurden. Die Haupttreppe führte in den Keller hinunter, der zum Lagern von Holz und Vorräten genutzt wurde. Weiterhin gab es hier Latrinenfässer, die das Abwasser aufnahmen. Ein Gang führte aus dem Keller durch die obere Terrasse ins Freie, was einen einfachen Transport abseits der auch von der Familie genutzten Wege ermöglichte (Abb. 92). Die zahlreichen Räume unterschiedlicher Größe, zwischen denen Flure eine schnelle Zirkulation erlaubten, spiegeln die funktionale Ausrichtung des Erdgeschosses. Während in den Seitenflügeln schmale Treppen vornehmlich für das Personal lagen, ist die Haupttreppe rechtsseitig der Diele mit Eichenstufen und einer marmorierten Balustrade ausgestattet und – trotz ihrer relativ geringen Größe – somit als offizieller Aufgang ausgewiesen (Abb. 95–97). Die Treppe geht um einen offenen quadratischen Raum nach oben und ist von einem Kreuzgratgewölbe überspannt. Sie wurde sowohl mit schwedischen Treppenhäusern der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts[3] als auch mit einer Hårleman’schen Handschrift in Verbindung gebracht, [4] dessen Beteiligung indes wenig wahrscheinlich erscheint. Im ersten Obergeschoss lag zentral ein repräsentativer Saal, wobei durch einen kleinen Gang die Sichtachse von Garten- zu Hoffenster erhalten wurde. Beidseitig des Saals gingen Raumfolgen von Graf (links) und Gräfin (rechts) mit Vorzimmer, Empfangszimmer und Schlafzimmer ab. Bis in die Seitenflügel schlossen sich Dienstbotenzimmer, Garderoben, Kabinette und andere funktionale Räume an (Abb. 28, 98–100, 176, 177). Mokelten sah in seiner Grundrisszeichnung erstaunlicherweise eine durchgezogene Wand zu den äußersten Räumen der Flügelbauten vor, die jedoch offenbar bereits 1741 über einen Durchgang mit der restlichen Etage verbunden wurden.[5] Die Raumfolgen haben sich mehrheitlich erhalten, nur Vor- und Empfangszimmer des Grafen wurden im 19. Jahrhundert durch die Herausnahme der Wand in einen großen Speiseraum umgewandelt (Abb. 101). Zudem wurde der rückseitig des zentralen Saals gelegene Gang durch die Herausnahme einer Wand in eine Art Diele geändert. Das zweite Obergeschoss war weitestgehend ein Spiegel des ersten, jedoch war der zentral angelegte Saal deutlich größer und erstreckte sich über die gesamte Breite des Gebäudes. Die angrenzenden Räume trugen 1758 Bezeichnungen, die sich an Verwandten und Freunden orientierten, andere waren nach Farben der dortigen Ausstattung benannt. Ein Plan von Mokelten existiert für dieses Geschoss nicht. Es ist zu vermuten, dass die Raumfunktionen hier nicht abschließend festgelegt waren, sondern nach momentgebundenen Anforderungen variierten. Eine angemessene Ausstattung war in jedem Fall von Beginn an vorgesehen, wie das dem Bauabnahmeprotokoll 1741 angehängte Dokument schließen lässt, in dem Maßangaben von fünf Räumen im 2. Obergeschoss mit Blick auf zu erfolgende Tapetenbestellungen festgehalten wurden.[6] Böden:Im ersten Obergeschoss gab es hauptsächlich Parkettböden mit geometrischen Mustern, die im Bauabnahmeprotokoll von 1741 beschrieben werden und sich teilweise erhalten haben, so beispielsweise ein zentrales Sternenmotiv im Salon.[7] Alle aufwendigeren Holzböden befanden sich im ersten Obergeschoss, während in den anderen Geschossen einfache Kiefernholzböden oder Steinplatten verlegt wurden.[8] (Abb. 100, 102, 103) Öfen und Kamine:Im gesamten Haus haben sich Kamine aus der Entstehungszeit erhalten. Der Verbrauch von Brennholz und Kohle ist 1758 von Juli bis Oktober dokumentiert und erweist sich, trotz der Sommermonate, als relativ hoch.[9] Mit zunehmendem Holzmangel ist in Christinehof in den 1760er Jahren ein energiesparender Kachelofen mit einem innenliegenden Rohrsystem nachweisbar.[10] Zehn Feuerstellen in Christinehof waren in Stein aus dem über 350 km entfernten Gotland, teils mit Verzierungen in Gibs, eingebaut worden;[11] in der Küche wurde auch lokales Material verwendet. Aus dem Protokoll von 1741 geht hervor, dass in den Flügeln im ersten und zweiten Stock ausschließlich Rohre zum Heizen dienten – diese wurden offenbar durch die sechs Eisenöfen im Erdgeschoss (siehe Inventar 1758) beheizt. Es gab also bereits ein relativ weit entwickeltes Heizsystem[12] (Abb. 104, 105).
Wandfeste Ausstattung:Die wandfeste Ausstattung wurde insbesondere durch Tapeten geprägt, während sich Stuckelemente nur vereinzelt an den Decken finden. In der textilen Ausstattung der Räume lassen sich oftmals farbliche und stoffliche Anpassungen zwischen Tapeten und den Stoffbezügen der Möbel beschreiben. Aus den Korrespondenzen der Familie geht vielfach auch die Suche und der Erwerb von Ausstattungsobjekten für ihre Anwesen hervor. So berichtete Carl Gustaf Piper seinem Vater Carl Frederik 1763 von einer Auktion in Stockholm, wo er kostspielige Stoffe erwarb. Im Inventar von 1758 weist ein Schlafzimmer im zweiten Obergeschoss den teuersten Stoff auf, einen gelben Damast ostindischer Herkunft, der auch für Stühle und Bettvorhänge verwendet worden war. Üblicher für die Wände waren gemusterte Leinenstoffe, die oftmals gewebte Tapisserien imitierten und vor Ort bemalt wurden.[13] In den untergeordneten Räumen wurden mehrheitlich Papiertapeten verwendet[14], vermutlich vor allem in Stockholm oder Malmö erworben und um die Jahrhundertmitte zunehmend beliebter.[15] Darüber hinaus fanden sich auch Wolltuchbespannungen und Wachstuchtapeten, somit also eine große textile Bandbreite.[16] Das Inventar von 1758 beschreibt die Wandgestaltung jeden Raumes (Abb. 107, 108). Heute haben sich in Christinehof aus dem 18. Jahrhundert drei Tapeten erhalten, indes nicht an ihren ursprünglichen Hängungsorten. Im ersten Obergeschoss finden sich zwei sehr ähnliche, blau-weiß gemusterte Tapeten (Abb. 109–111), deren eine ebenfalls in Åkerö in einer Garderobe im Obergeschoss dokumentiert ist (Abb. 112).[17] Åkerö war 1748 von Carl Gustaf Tessin erworben und das Hauptgebäude von Carl Hårleman 1752–1757 neu errichtet worden. Tessin und Carl Fredrik Piper, nahezu gleich alt, kannten sich persönlich aus Stockholmer Kreisen und dem Awazu och Wallassis, einem 1732 gegründeten adeligen Orden, in dem sie Mitglied waren – es scheint folglich nicht ausgeschlossen, dass die Wahl derselben Tapete auf einen persönlichen Austausch zurückgeht. Die Tapete in Christinehof datiert vermutlich um die Jahrhundertmitte oder etwas später. Ihre Motivik variiert Akanthusblätter, Lilien und Tulpen. Selling vermutet eine Imitation eines feineren Seidenstoffes (Ras de Sicile, auch unter Parterre oder Grosdetour bekannt). Eine solche Tapete zählte nicht zu den teuersten und wurde eher in zweitrangigen Räumen verwendet. Im Inventar von 1758 könnten zwei Beschreibungen mit den genannten Wandbespannungen übereinstimmen: Zum einen wird in der Grefwinnan Påhls Kammare im zweiten Obergeschoss eine Wandbespannung mit blau-weiß bedrucktem Leinen („Blått och hwitt trÿckt Lärvft“[18]) genannt. Dieselbe Farbkombination findet sich in sämtlichen textilen Ausstattungsstücken des Raumes, so in einer blau-weiß gestreiften Nackenrolle, blau-weißem Ras de Cicile, blauem Damast mit weißen Seidengallonen auf dem Bett und zwei blau-weißen Kissenbezügen.[19] In Frage kommt außerdem die Blå Kammaren im zweiten Obergeschoss, wo eine dunkelblau-weiß bedruckte Tapete (”mörkblått och hwitt trÿckta lärvts Tapeter”) beschrieben wird. Auch hier wird die blau-weiße Farbkombination im Bett, den Kissenbezügen, den vier Vorhängen sowie in den fünf Stuhlbezügen aufgenommen.[20] Eventuell hingen die beide heute gemeinsam in einem Raum angebrachten Tapeten einst in zwei unterschiedlichen Räumen – in diesem Fall kämen beide genannten Beschreibungen aus dem Inventar in Frage. Die Aufnahme derselben Farbkombination in sämtlichen vorhandenen Textilien des Raumes war nicht unüblich und erzielte eine effektvolle Gesamtwirkung. Eine weitere, heute im zweiten Obergeschoss in einem kleinen Raum rechts des großen Saals angebrachten Papiertapete zeigt helle florale Ornamentformen auf rotem Grund und datiert vermutlich – angesichts des elaborierten Musters – ebenfalls um die Mitte des 18. Jahrhunderts[21] (Abb. 114, 115). Auch die Farbzusammenstellung, üblicherweise vier bis sieben Farben umfassend, passt in die Zeit. Die hochwertige Ausführung lässt auf eine erfahrene Manufaktur aus Stockholm schließen. Es verrät sich der Versuch, italienische Brokat-Stoffe zu imitieren, wie sie mit Akanthus- und Granatapfelmustern vor allem in den Textilzentren Lucca, Genua und Venedig gewebt wurden. Später wurden ähnliche Muster mittels aufgeklebtem Woll- oder Seidenstaub auch als teure Samtstoffe imitiert, insbesondere in Frankreich (Abb. 116).[22] Das Inventar von 1758 führt die Papiertapete in diesem Raum und auch andernorts nicht auf, so dass sie vermutlich später hier angebracht wurde. Mobile AusstattungMöblierung und Ausstattung der Innenräume im 18. Jahrhundert sind insbesondere über ein Inventar von 1758 dokumentiert, das von Viveka Hansen publiziert und unter Einbeziehung weiterer Dokumente umfassend ausgewertet wurde.[23] Auf Basis erhaltener Rechnungen und Briefe lassen sich zudem zahlreiche Geschäfte und Manufakturen benennen, von denen die Familie Piper Ausstattungsobjekte bezog. Auch spiegeln sich die Investitionen der Familie beispielsweise in die Ostindien-Kompagnie oder in die Leinenmanufaktur Flors in Hälsingland in den Objekten des Inventars wider.[24] In Christinehof war die gesamte Bandbreite von funktionalen Gebrauchsgegenständen bis hin zu repräsentativ-kostspieligen Objekten präsent. Das Inventar von 1758 erlaubt folglich Rückschlüsse nicht nur auf den Lebensalltag der besitzenden Familie, sondern auch auf jenen der Bediensteten und das Funktionieren eines großen Haushalts um die Mitte des 18. Jahrhundert. Anhand zahlreicher Anmerkungen im Inventar wird zudem deutlich, dass einzelne Objekte innerhalb der verschiedenen Piperschen Anwesen den Ort wechselten. Exemplarische Betrachtung der Ausstattung der repräsentativen Räume im ersten ObergeschossEine Identifizierung der im Inventar genannten Räume mit jenen im Grundriss (Abb. 73, 118) ist, insbesondere bei den untergeordneten Räumen, nicht immer eindeutig. Jede Raumbeschreibung setzt mit einem Hinweis auf die hier vorgefundene Wandbespannung ein. Saal/Salon [Sahlen]:[25] Die Möblierung des zentralen Saals lässt 1758 auf eine Empfangs- und Gesellschaftsfunktion schließen; seine dennoch überschaubare Größe legt zugleich eine alltägliche Nutzung vermutlich für die gemeinsamen Malzeiten der Familie nahe. Der Raum besaß eine rot-weiße Lacktapete (laquerade) aus Leinen (lärft), bei der es sich angesichts der verwendeten Technik wohl um eine relativ hochwertige Wandbespannung handelte.[26] Zudem hingen grüne Stoffbespannungen – anstelle von Supraporten – über den vier Türen.[27] Grüne Leinenrollos an den drei Fenstern nahmen die Farbe wieder auf. Drei quadratische, zwei halbrunde und ein weiterer langer Tisch, alle mit derselben Farbe gestrichen, sowie 18 Stühle und sechs Klappstühle mit Juchtenleder (ryssläder) bestätigen die Nutzung des Raumes für Empfänge. Auch die Bemühung um eine entsprechende Beleuchtung entspricht dieser Funktion: An den Wänden befanden sich acht Spiegel – zu dieser Zeit ein Luxusprodukt – mit vergoldeten Rahmen und je zwei Kerzenhaltern. Zudem wird 1765 ein kleiner Kronleuchter mit sechs Halterungen aus geschliffenem Kristall und vergoldeten Beschlägen verzeichnet. Auch einige Kunstobjekte werden genannt, so zwei auf 1755 datierte Kronen mit den Namen von König und Königin[28] sowie eine von insgesamt zweien im Inventar genannten Uhren, eine bei Modewig in Malmö[29] hergestellte Wanduhr. Räume der Gräfin: Alle drei Räume der Raumfolge der Gräfin waren mit derselben „Saxiska saft Tapeter“ bespannt. Der „saxiska“-Zusatz könnte auf eine Herkunft aus dem angelsächsischen Raum verweisen, der zu diesem Zeitpunkt neben Frankreich die wichtigste Tapetenproduktion besaß. Denkbar wäre auch eine bestimmte Technik. Alle Tapeten hatten das gräfliche Wappen erhalten. Im zweiten und dritten Raum zeigten sie zusätzlich Landschaftsansichten beziehungsweise Szenen aus dem Traum des Pharaos. Üblicherweise wurden solche figürlichen Motive vor Ort aufgemalt und waren in ihrem Aufwand geeignet, den hohen Anspruch der Familie zu transportieren.[30] Erstes Vorzimmer (Första Förmak): Im ersten Vorzimmer[31] der Gräfin befand sich, gleich dem Saal, grüner Stoff über den Türen. Der Raum war verhältnismäßig aufwendig möbliert. Genannt wird eine Stockholmer Nussbaumkommode mit vergoldeten Beschlägen und grünem Wachstuch, auf der zwei ostindische Emaille-Krüge standen, die 1764 nach Krageholm gebracht wurden. Ein großer Spiegel, der sich später im zweiten Obergeschoss findet, war beidseitig von zwei französischen Girandolen mit doppelten Metallarmen flankiert. Dazu kamen ein runder Teetisch sowie ein Sofa mit rotem, gelbem und grünem (französischem) Leinen, vier Kissen, sechs Stühlen und zwei Tabourets, deren Sitzflächen denselben gelben Stoff erhalten hatten. Zwei Rollos aus gelbem Leinen nahmen die Farbe erneut auf; darüber hinaus gab es vier Gardinen aus Baumwolle. Zweites Vorzimmer (Fru Grefwinnans Förmak): Dieser Raum[32] bildete den Endpunkt der Enfilade. Die Tapete zeigte neben dem Wappen auch Landschaftsansichten. Zudem hing hier ein hochformatiges Porträt von Karl XII. mit vergoldetem Rahmen. Es gab zwei Eckschränke aus Ulmenholz mit Herkunft aus Ystad, auf denen zwei blau-weiße Porzellan-Krüge standen. Wie jene aus dem Vorzimmer wurden sie 1764 nach Krageholm gebracht. Dazu kamen ein Canapée aus braunem Holz mit einem mit chinesischen Motiven gestalteten gelb-goldenem Stoff sowie mit gelbem, rotem und grünen (französischem) Leinen bezogene Stühle. Ein kleiner lackierter Teetisch, ein quadratischer klappbarer Spieltisch aus Nussbaum mit grüner Stoffbespannung sowie ein ähnlicher Brettspieltisch aus Stockholm unterstrichen die gesellige Funktion des Raumes. Genannt wird zudem ein Tisch mit grün-weißer Marmorplatte und geschnitztem, vergoldeten Fuß. Im Jahr 1768 wurde ein großer Spiegel mit vergoldetem Rahmen aus Krageholm – ursprünglich aus Stockholm – gebracht. Dazu kamen im selben Jahr eine Pendeluhr mit vergoldeten Beschlägen und ein kleiner runder roter Tisch aus Ramlösa. Auch in diesem Raum zeigt sich folglich eine Kombination aus stofflich passenden Möbeln und prestigeträchtigen Einzelobjekten. [33] Schlafzimmer (Säng Kammaren):[34] Die Tapete zeigte hier zusätzlich Szenen aus dem Traum des Pharaos, vermutlich in Bezug zur Funktion des Schlafzimmers gewählt, und steigerte über die figürliche Motivik zugleich die Ausstattung der ersten beiden Räume. Hier stand ein sogenanntes „kaiserliches“ Bett (imperial säng), das aufwendigste Modell in Christinehof, von dem im Inventar insgesamt drei genannt werden.[35] Das Bett wird detailliert mit seinen textilen Bestandteilen aufgeführt, darunter Kissen, Matratze, Decken und Vorhänge. Die Farbe Grün dominierte; auch Leinenstoffe aus Helsingland sind wieder vorhanden. Zudem gab es einen Nachttisch aus Pflaumenholz mit Intarsien. Der Raum nahm weiterhin eine Kommode Stockholmer Herkunft mit vergoldeten Beschlägen und grünem Wachstuchbezug, einen großen Spiegel mit vergoldetem Rahmen sowie flankierend zwei französische Girandolen mit doppelten Kerzenhaltern auf. Diese Kombination wiederholte eine ähnliche Anordnung wie im ersten Raum. Hinzu kamen zwei grüne Fauteuils, die laut einer Notiz 1760 inzwischen mit einem weiß-roten Leinenstoff aus Helsingland überzogen waren, und weitere gelb gestrichene Fauteuils mit gelbem und grünem Leinen. Vier Stühle waren ebenfalls gelb gestrichen. Genannt wird eine Gardine und 1767 ein hinzugekommenes Rollo aus rotem Leinen. Kabinett (Cabinettet):[36] Dieser im Inventar genannte letzte Raum der Raumfolge ist dem Grundriss nicht eindeutig zuzuordnen. Wahrscheinlich handelt es sich entweder um den weiterführenden kleinen Raum im Seitenflügel oder aber um den linksseitig anschließenden Raum. Letzterer wäre indes auch als Dienstpersonalzimmer denkbar, da von hier ein direkter Zugang zur Treppe möglich war. Im Kabinett befand sich eine weiße Leinentapete mit roter Umrandung aus Helsingland sowie Fenstervorhänge desselben Typs, ergänzt durch ein Rollo aus rotem Leinen. Die Möblierung war sparsam, was auf einen kleinen Raum schließen lässt. Zwei gelb gestrichene Fauteuils hatten ebenfalls Heslinglander Leinenstoff erhalten, so wie auch zwei gelbe Tabourets. Ein weiterer Überzug aus rotem Leinen wird genannt. Zudem befanden sich hier ein kleiner Schreibtisch oder Sekretär aus Nussbaum mit Messingbeschlägen mit Herkunft aus Stockholm, ein Nussbaumtisch mit drei Schubladen sowie ein kleiner Spiegel mit vergoldetem Rahmen und vermutlich ein Potpouri. Hervorzuheben ist eine Reihe an Kunstwerken: Vier chinesische Malereien auf Papier hingen im Fenster. Dazu kamen neun französische Stiche mit vergoldetem Rahmen und Glas, von Multumstoffen geschützt und mit „diverse sorietter“ beschrieben. Vermutlich handelte es sich also nicht um eine zusammengehörige Serie. In einer Notiz von 1767 werden 18 rote Stühle mit „bastsäte“ erwähnt, die in verschiedenen Räumen aufgestellt worden seien. Räume des GrafenDie Raumfolge des Grafen lag spiegelbildlich zu jener der Gräfin, doch wurden im 19. Jahrhundert die ersten beiden Räume über die Herausnahme der Wand zu einem großen Speisesaal umgewandelt. Vorzimmer (Hans Excellences Förmak):[37] Im Vorzimmer des Grafen befand sich 1758 eine dichte Möblierung. Die Wände waren mit einer als „alt“ bezeichneten Tapete mit Landschaftsszenen bespannt. Vor den zwei Fenstern hingen Gardinen. Neben einem einfachen roten Bett (sängskap) mit Nachtstuhl gab es hauptsächlich Sitz- und Arbeitsmöbel, so zwei Tische mit Klappfunktion, mehrere Stühle mit unterschiedlichen Bezügen und ein Sofa. Ein Schreibtisch wird mit Einlegearbeiten aus Pflaumenholz und vergoldeten Messingbeschlägen, ein weiterer mit abschließbaren Schubladen und einem Lederbezug beschrieben. Zahlreiche dieser Möbel waren aus Stockholm bezogen worden. Ein Spiegel mit vergoldetem, schmalem Rahmen und ein Paar Leuchtarme an der Wand setzten dekorative Akzente. |
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- ↑ Die Pläne befinden sich heute im Archiv in Christinehof. [Signatur?]
- ↑ Zum Grundriss siehe auch Alm [u.a.] 1997, S. 128–129.
- ↑ Vgl. Upmark 1909, S. 374.
- ↑ Vgl. Kjellberg/Svensson (Hrsg.) 1966a, S. 150.
- ↑ Vgl. Mannerstråle 1991, S. 27.
- ↑ Vgl. Nya huset i Andrarum 1741, in: Mannerstråle 1991, S. 26.
- ↑ Vgl. Nya huset i Andrarum 1741, in: Mannerstråle 1991, S. 12–16.
- ↑ Vgl. Hansen 2021, CXXVII.
- ↑ Demnach wurden in vier Monaten bis zu 350 Quadratmeter Brennholz sowie 83 1/3 Fässer Kohle verbraucht. Vgl. Hansen 2019, CX.
- ↑ Carl Fredriks Sohn, Carl Gustaf Piper, schreibt im Mai 1763 zudem von Kacheln, die er für die Öfen von Krageholm erwerben möchte, bemalt u.a. mit dem väterlichen Wappen. Vgl. Hansen 2019, CX.
- ↑ Diese Öfen werden im Bauabnahmeprotokoll von 1741 detailliert beschrieben. Vgl. Nya huset i Andrarum 1741, in: Mannerstråle 1991, S. 13–17.
- ↑ Vgl. Hansen 2019, CX.
- ↑ Vgl. näher Hansen 2019, CIX; CVIII.
- ↑ Siehe zu den Mustern näher Hansen 2019, CVIII.
- ↑ Aus einem erhaltenen Brief von Carl Gustaf Piper an seinen Vater Carl Fredrik aus dem Jahr 1764 geht eine Empfehlung von Jean-Eric Rehn für Textil imitierende Papiertapeten für ein Kabinett hervor. Vgl. Hansen 2019, CVIII.
- ↑ Vgl. Hansen 2019, CIX.
- ↑ Vgl. Selling 1937, Fig. 95, S. 121.
- ↑ Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 46.
- ↑ Vgl. Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 46.
- ↑ Vgl. Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 46.
- ↑ Hansen datiert die Tapete bereits vor 1740. Vgl. Hansen 2019, CIX.
- ↑ Vgl. Hansen 2019, CIX; Teynac/Nolot/Vivien 1982, S. 221–222.
- ↑ Vgl. Hansen 2004. Die Auswertungen des Inventars wurden in zwölf Essays (LXXIV–CXXVIII) auf https://www.ikfoundation.org/itextilis/ (27.09.2023) 2017–2021 publiziert.
- ↑ Vgl. Hansen 2017, LXXX; zu Flors, die auch ein Geschäft in Stockholm hatten, siehe Lundell 1981.
- ↑ Zu den im Folgenden benannten Ausstattungsobjekten vgl. Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 39.
- ↑ Dies ist aus dem Verweis auf verwendete Lackfarben zu schließen, mit denen Tapeten in einem aufwendigen Verfahren veredelt wurden. Im 18. Jahrhundert wurden dafür hauptsächlich Glimmer und Leimwasser verwendet. Vgl. näher Olligs 1969, Bd. III, S. 89–90.
- ↑ Eine solche Bespannung mit vermutlich einem weichen Wollstoff eignete sich für kleinere Flächen und fand sich ebenso im angrenzenden ersten Vorzimmer der Gräfin. Vgl. Hansen 2019, CIX.
- ↑ Die beiden Werke waren zu ihrem Schutz mit grünem und weißem skirdük abgedeckt, eine Art transparentes Leinen. Vgl. Hansen 2021, CXXVIII.
- ↑ Der aus Deutschland stammende Uhrmacher Carl Johan Modewig hatte um 1740 seinen Wohnsitz in Malmö in der Östergatan 29. Nach seinem Tod am 15.06.1772 führte seine Witwe Anna Catharina die Uhrmacherei bis etwa 1788 weiter. Vier Söhne wurden als Uhrmacher ausgebildet. Vgl. https://carlotta.malmo.se/carlotta-mmus/web/object/408719 (27.09.2023).
- ↑ Vgl. Hansen 2019, CVIII.
- ↑ Zum Folgenden siehe Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 39–40.
- ↑ Zum Folgenden siehe Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 40.
- ↑ Genannt werden zudem ein Feuerschirm und eine englische Feuermaschine („eld maschine“) aus Eisen, eventuell eine Feuerspritze. Vor vier Fenstern hingen Gardinen.
- ↑ Zum Folgenden siehe Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 40–41.
- ↑ Im gesamten Haus lassen sich diverse Betttypen nachweisen, die in ihrer Konstruktion und den verwendeten Stoffen sämtliche sozialen Stellungen abbilden. Vgl. näher Hansen 2020, CXVIII.
- ↑ Vgl. zum Folgenden Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 41.
- ↑ Vgl. zum Folgenden Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 42–43.
- ↑ Zu den Kunstwerken in Christinehof vgl. überblickend Hansen 2021, CXXVIII.
- ↑ Zu den beiden Porträts siehe näher Anmerkung 84.
- ↑ Christina Charlotta Piper heiratete Erik Brahe 1754 und wurde zwei Jahre später bereits Witwe, nachdem Brahe wegen Hochverrats hingerichtet worden war. Eine Kopie ihres Porträts von Jakob Björck befindet sich heute in Skokloster, INV 3202_SKO, https://samlingar.shm.se/object/7EDBF4F6-9150-4F67-AA82-7471F0D45A31 (05.09.2023); eine Kopie des Porträts von Brahe im Nationalmuseum in Stockholm, http://collection.nationalmuseum.se/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15698&viewType=detailView (27.09.2023).
- ↑ Vgl. näher Hansen 2021, CXXVIII. Folgende weitere Porträts schuf Lundberg für die Familie Piper: Ulrika Christina Mörner af Morlanda, Skokloster, INV 3204_SKO, https://samlingar.shm.se/object/220DE8D0-10F0-4C08-9668-9B6AB9FB0BD4 (05.09.2023); Karl Fredrik Piper, Skokloster, INV 3203_SKO, https://samlingar.shm.se/object/122E1351-168F-4404-B0BD-0CF0013D546D (05.09.2023); Carl Gustaf Piper, Skokloster, INV 3205_SKO, https://samlingar.shm.se/object/4831F175-F1C4-4B30-8D6A-20A376B211D3 (05.09.2023); Adolf Ludvig Piper, Skokloster, INV 3206_SKO, https://samlingar.shm.se/object/5C1FB5EA-214B-4ADF-9FA1-7846B67DEF49 (05.09.2023).
- ↑ Eher als der Künstler ist hier vermutlich der Dargestellte aus der schwedischen Adelsfamilie der Gyllenskepp benannt. Vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Gyllenskepp (28.02.2024); https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13390 (28.02.2024); https://www.wikidata.org/wiki/Q10511333 (28.02.2024).
- ↑ Vgl. zum Folgende Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 43–44.
- ↑ Vgl. zum Folgende Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 44.
- ↑ Vgl. zum Folgende Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004,
- ↑ Genannt werden Olof Westerberg und der Franzose Jean Caspar Callion. Generell gab es in Stockholm eine große Spiegelproduktion mit zahlreichen Händlern und Geschäften. Vgl. Hansen 2017, LXXXII.
- ↑ Vgl. Hansen 2020, CXIX unter anderem
- ↑ Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 45.
- ↑ „Rümmet beklädt med fransӱska Gobelins Tapeter ifrån Stüreforsa komna“, Inventariüm uppå meübler 1758, in: Hansen 2004, S. 45; „1 fodret Gobbelengs, Tappet“ Ibid., S. 57.
- ↑ Siehe auch Hansen 2019, CVIII. Die Gobelin-Manufaktur produzierte vornehmlich für das Königshaus, vgl. Vittet 2014.
- ↑ Vgl. vier der Tapisserien im Nationalmuseum Stockholm, INV NMK 299A/2016, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=209463&viewType=detailView (27.09.2023); 299B/2016, http://collection.nationalmuseum.se/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=209466&viewType=detailView (27.09.2023); INV NMK 299C/2016, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=209467&viewType=detailView (27.09.2023); INV NMK 299D/2016, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=209468&viewType=detailView (27.09.2023).
- ↑ Letzteres o. Quelle, vgl. Hansen 2019, CVIII.
- ↑ Vgl. Hansen 2019, CIII.
- ↑ Vgl. Hansen 2020, CXIX; Hansen 2020, CXXI.