12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert

Aus Herrenhäuser
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Im 19. Jahrhundert erfuhr die Alaunindustrie einen kontinuierlichen und unaufhaltsamen Niedergang, dem Christina Pipers Urenkel Carl Claes Piper noch entgegenzuwirken versuchte. Nach seinem Tod 1850 kam es verstärkt zu Verkäufen aus jenem großen Land- und Immobilienbesitz, der nicht Teil des Fideikommisses geworden war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert begann der Wald sich langsam zu erholen. Im Jahr 1905 wurde die Alaun-Produktion schließlich eingestellt, wobei bis 1929 weiterhin roter Farbstoff, der beim Erhitzen des Schiefers abfiel, produziert wurde. Zahlreiche Gebäude wurden abgerissen, so dass heute nur noch einige Arbeiterhäuser um die Kaffestugan, das große Lagerhaus, Überreste des Pannhuset sowie zahlreiche Spuren in der Landschaft in Form von Schlackenhügeln und überwachsenen Siedebecken sowie der Schieferbruch von der Alaunhütte zeugen (Abb. 11, 20, 21, 44, 151).[1] Das Herrenhaus blieb im Besitz der Familie Piper und hat bis heute nur wenige bauliche Veränderungen erfahren. Die den Vorhof begrenzenden Mauern verschwanden, ebenso einzelne Nebengebäude, darunter das Haus des Gärtners (Abb. 171, 174, 175). Im frühen 19. Jahrhundert wurden mit einer südlichen Ausrichtung zwei Gewächshäuser errichtet, von denen sich das eine teilweise an das Kutschenhaus stützte. Das zweite Gewächshaus schloss in Längsrichtung an das erste an (Abb. 172, 173).[2] Der umgebende Garten ist in seiner terrassierten Anlage erhalten und die Wegestrukturen sind heute den alten nachempfunden. Im Hauptgebäude wurde im ersten Obergeschoss im 19. Jahrhundert ein großer Speisesaal geschaffen und fanden im Laufe des 20. Jahrhunderts einzelne Modernisierungen statt, doch entsprechen die Grundrisse der Geschosse in großen Teilen jenen des 18. Jahrhunderts. Das große, etwas abseits gelegene Landwirtschaftsgebäude wurde im 19. Jahrhundert neu erbaut. Ungeachtet dieser Veränderungen blieben in Christinehof die baulichen Strukturen, Blickachsen und Raumwirkungen in ihren ursprünglich intendierten Formen weitestgehend bestehen und erlauben einen kaum verstellten Blick auf das in einem Herrenhaus des 18. Jahrhundert sich verdichtende Nebeneinander von Repräsentation, Status und Wirtschaftsalltag. Nach dem Tod von Carl Piper im August 2023 wurde das Fideikommiss aufgelöst. Seit 2016 wird das Haus von dem Kulturverein Christinas Wänner (https://www.christinehofslott.se/om-christinas-wanner/) verwaltet und als Veranstaltungs- und Ausstellungsort genutzt.

  1. Vgl. Lagerstedt 2020, S. 6–7.
  2. Vgl. https://www.christinehofslott.se/vaxthusen/ (30.07.2024).