Stola/09.05 Garten und Park 1790: Unterschied zwischen den Versionen
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Datei:48 ABB Anders Sunnerström, Charta öfver Tomtplatzen och Trädgården med mera till Säteriet Stola, 1790.webp|<small>Abb. 48 Anders Sunnerström, ''Charta öfver tomtplatzen och trädgården med mera till säteriet Stola'', 1790, Lindholmen Sammlung, Västergötlands museum<small> | |||
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[[Datei:8 ABB Carl Hårleman (zugeschr.), Entwurf für den Garten und Park von Stola, um 1750, Västergötlands museum.webp|mini|Abb. 8 Carl Hårleman (zugeschr.), ''Plan general des jardins et batimans et environs a Stola'', um 1750, Västergötlands museum]] | |||
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Die ''Charta öfver tomtplatzen och trädgården med mera till säteriet Stola'' (Abb. 48) entstand als Dokumentation des Vorhandenen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Gemeinde [https://sv.wikipedia.org/wiki/Sunnersbergs_socken Sunnersberg]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q7640552.</ref> durch Anders Sunnerström im Jahr 1790. Auf der Karte erkennt man, wie wenig vom vorherigen Ideal-Entwurf aus der Jahrhundertmitte in Stola tatsächlich umgesetzt worden ist. Außerdem wird deutlich, dass der Entwerfer des [https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483 ''Plan général''] (Abb. 8) die Gegebenheiten vor Ort in Stola offenbar doch nicht so gut kannte, weil er etwa die auf der ''charta öfver tomtplatzen'' als graue ‚Wolke‘ eingetragene bestehende Felserhebung im ''Plan général'' bei der Anordnung der Alleen nicht berücksichtig hat. Vielleicht war der Entwurf des ''Plan général'' – gefertigt für [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16804 Claes Ekeblad d.J.]<ref>Auch Clas oder Klaes geschrieben, vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5629580.</ref> (1708–1771) und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16806 Eva de la Gardie]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1393227.</ref> (1724–1786) – daher eher als Anregung und Idealplan für eine Gartengestaltung denn zur konkreten Umsetzung gedacht. | |||
Dagegen zeigt die | Dagegen zeigt die ''charta öfver tomtplatzen'' (Abb. 48) eine pragmatische Weiterentwicklung der Gärten in Stola, die bestehende Achsen und Wege fortschreibt (Abb. 183), statt die Landschaft wie im ''Plan général'' vorgeschlagen mit neuen Alleen zu gliedern. Der Wirtschaftsbereich nördlich des Haupthauses wurde lediglich etwas verändert, jedoch der Küchenpavillon im Nordosten des Herrenhauses 1781 aus Stein neu errichtet.<ref>Vgl. Westrin 1986, S. 12, ders. 2004, S. 235, Bildunterschrift.</ref> Zusätzlich finden sich einige kleinere neue Gebäude dort, die vermutlich zu Wirtschafts- oder Wohnzwecken der Angestellten dienen. | ||
Der Gartenbereich im Süden des Herrenhauses wurde vergrößert, wobei bestehende Wege pragmatisch verlängert und durch neu gezogene Querachsen<ref>Die längste Querachse ausgehend von der Südfassade des Herrenhauses in Richtung der natürlichen Anhöhe (Mühlenberg) war offenbar schon 1748 durch Pehr Elvius abgesteckt und später bepflanzt worden, vgl. Westrin 1986, S. 23.</ref> entstehen wiederum rechteckige Flächen, die wie die älteren Teile umpflanzt waren. Aufgrund der andersfarbigen Lavierung in den südlichsten Flächen ist jedoch von einer anderen Nutzung auszugehen. Die kräftig grüne Farbe wird sonst beim [https://de.wikipedia.org/wiki/Parterre_(Gartenkunst)#Parterre_de_pièces_coupées_pour_les_fleurs Blumenparterre] hinter dem Herrenhaus eingesetzt, sodass der Bereich eventuell für die Blumenaufzucht genutzt wurde oder vielleicht ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Parterre_(Gartenkunst)#Parterre_à_l’Angloise Rasenparterre] ('' | Der Gartenbereich im Süden des Herrenhauses wurde vergrößert, wobei bestehende Wege pragmatisch verlängert und durch neu gezogene Querachsen<ref>Die längste Querachse ausgehend von der Südfassade des Herrenhauses in Richtung der natürlichen Anhöhe (Mühlenberg) war offenbar schon 1748 durch Pehr Elvius abgesteckt und später bepflanzt worden, vgl. Westrin 1986, S. 23.</ref> entstehen wiederum rechteckige Flächen, die wie die älteren Teile umpflanzt waren. Aufgrund der andersfarbigen Lavierung in den südlichsten Flächen ist jedoch von einer anderen Nutzung auszugehen. Die kräftig grüne Farbe wird sonst beim [https://de.wikipedia.org/wiki/Parterre_(Gartenkunst)#Parterre_de_pièces_coupées_pour_les_fleurs Blumenparterre] hinter dem Herrenhaus eingesetzt, sodass der Bereich eventuell für die Blumenaufzucht genutzt wurde oder vielleicht ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Parterre_(Gartenkunst)#Parterre_à_l’Angloise Rasenparterre] (''parterre à l‘anglois'') war. Bei den angrenzenden bläulich lavierten Flächen handelt es sich nicht etwa Wasser, sondern der Buchstabe ‚d‘ bezeichnet in der Umgebung lichte Waldstücke.<ref>Leider liegt kein besseres Digitalisat der Karte vor, sodass die Beschriftung auf der Legende nicht lesbar ist.</ref> Ausgehend von der Südseite des Haupthauses verläuft eine Wegeachse zu einem Aussichtspunkt auf einer natürlichen Felserhebung mit einem kleinen Gebäude darauf. Alle anderen Wegeachsen gehen nach und nach in gewundene Pfade über, die diesen Aussichtshügel umrunden. | ||
Bereits im Jahr 1790 war von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16804 Claes Julius Ekeblad]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5706932; Jägerskiöld 1949; Allén in: Allén/Frängsmyr 2016, S. 31–38.</ref> (1742–1808) am südwestlichsten Punkt der Anlage auf einer Anhöhe der noch bestehende Aussichtspunkt mit dem ‚Popeln‘ genannten Gedenkstein (Abb. 162, 163) errichtet worden.<ref>Vgl. Westrin 1986, S. 25.</ref> Der merkwürdige Name leitet sich vom berühmten englischen Dichter [[wikipedia:Alexander_Pope|Alexander Pope]]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q164047.</ref> (1688–1744) ab, dessen ''universal prayer''<ref>Vgl. https://kalliope.org/en/text/pope2001062401 (05.02.2024).</ref> in schwedischer Übersetzung auf dem Gedenkstein eingemeißelt ist (Abb. 164, 165). Dies spiegelt die Gedankenwelt der Zeit und der letzten Ekeblads als Besitzer von Stola wieder. Claes Julius war seit seiner Zeit in Frankreich mit der deistisch geprägten Philosophie der Aufklärung vertraut.<ref>Vgl. Wolff in: Allén/Frängsmyr 2016, S. 50.</ref> | |||
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Datei:IMG 8317 Popeln.webp|<small>Abb. 164 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Alexander Pope von 1790, Inschrift, 2022<small> | |||
Datei:165 ABB Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Alexander Pope von 1790, Inschrift, Transkription, 2022.webp|<small>Abb. 165 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Alexander Pope von 1790, Inschrift, Transkription, 2022, Minneslund Stola<small> | |||
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Dieser in natürlichen Formen gestaltete Bereich des Parks wurde auch als Gedenkhain (schwedisch [https://sv.wikipedia.org/wiki/Minneslund ''minneslund'']) (Abb. 22, 166, 167, Steine Nr. 1–7) genutzt. Erstmals stellte [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16804 Claes Ekeblad d.J.]<ref>Auch Clas oder Klaes geschrieben, vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5629580.</ref> (1708–1771) dort einen Gedenkstein für den 1753 verstorbenen Architekten [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/13968 Carl Hårleman]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1038985.</ref> (1700–1753) (Nr. 7, Abb. 43) und seinen Vater (Nr. 1, Abb. 168) auf, die sich noch heute dort befinden.<ref>Vgl. Westrin 1986, S. 23. Die Inschrift lautet (nach der Transkription auf dem Infoblatt vor Ort kontrolliert): ''Bärgfast wänskap hos Denna grundens ägare Riksrädet och Öfverste marskalken Gref. Clas Ekeblad har lätit rista denna stadiga aminnelse efter Öfver Intendenten ordens Cerem. Mäst. och Ridd. Friherre Carl Harleman som gjorde denna ort och hela Swerige Heder och Nytta som lefde med allmän högacktning och dog med allmän saknad i Stockholm d. 9 Febr. MDCCLIII''. Die solide Freundschaft des Eigentümers dieser Stiftung, des Geheimen Rates und Obersten Marschalls Graf Claes Ekeblad, hat diese beständige Erinnerung nach der Zeremonie des Obersten Superintendenten einmeißeln lassen. Zeremonienmeister und Ritter Freiherr Carl Hårleman, der diesem Ort und ganz Schweden Ehre und Nutzen erwiesen hat, der mit allgemeiner Hochachtung lebte und mit allgemeinem Verlust am 9. Februar in Stockholm starb. MDCCLIII [1753].</ref> Sein Sohn [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16804 Claes Julius Ekeblad]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5706932; Jägerskiöld 1949; Allén in: Allén/Frängsmyr 2016, S. 31–38.</ref> (1742–1808) ergänzte 1786 Gedenktafeln für seine verstorbenen Eltern (Nrn. 3, 4, Abb. 169, 170) und für seine [[wikipedia:Brita_Horn|Brita Margareta Horn]]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q22116674; https://www.adelsvapen.com/genealogi/Horn_af_Ekebyholm_nr_53#TAB_2 (22.02.2024), barn.</ref> (1745–1791) (Nr. 2, Abb. 171).<ref>Vgl. Westrin 1986, S. 23, Bildunterschrift S. 24 und S. 25. Weitere Gedenksteine wurden für Claes Julius Ekeblad †1808, Carl Gustaf Piper (1810–1811) und Hedvig Catharina Piper, geb. Ekeblad, †1812 aufgestellt.</ref> Vor allem die Gedenksteine und der Aussichtspunkt mit dem ‚Popeln‘ (Abb. 162, 163) weisen heute noch auf den Bereich des englischen Landschaftsparks in Stola hin, der sonst ziemlich verwildert ist.<ref>Vgl. dazu Berglund 2014, https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 (27.03.2023).</ref> | |||
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Datei:IMG 8725 Clas Julius Ekeblad 1.webp|<small>Abb. 168 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Claes Ekeblad d.Ä., 2022<small> | |||
Datei:IMG 8723 Clas Ekeblad dJ 3.webp|<small>Abb. 169 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Claes Ekeblad d.J., 2022<small> | |||
Datei:IMG 8720 Eva de la Gardie 4.webp|<small>Abb. 170 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Eva De la Gardie, 2022<small> | |||
Datei:171 ABB Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Brita Horn, 2022.webp|<small>Abb. 171 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Brita Horn, 2022<small> | |||
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Von den Entwerfern des Gartens in Stola scheint neben [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/13968 Carl Hårleman]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1038985.</ref> (1700–1753) niemand namentlich bekannt,<ref>Namen von Gärtnern finden sich möglicherweise in den Gehaltslisten im De la Gardie Archiv, Universitätsbibliothek, Lund.</ref> doch Gärtnerei und Ackerbau zählten im Allgemeinen zu den Interessensgebieten des Landadels und der [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16801 Familie Ekeblad]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q20970047.</ref> im Besonderen. Daher kann man vermuten, dass zumindest ein Teil der Gartengestaltung unmittelbar von den Mitgliedern der Familie veranlasst wurde. Der Außenraum verkörpert somit den Geist der Familie Ekeblad auf ihrem Stammsitz – ausgedrückt in der Garten- und Parkanlage und insbesondere bekundet durch die aufgestellten Gedenksteine und deren Inschriften. | Von den Entwerfern des Gartens in Stola scheint neben [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/13968 Carl Hårleman]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1038985.</ref> (1700–1753) niemand namentlich bekannt,<ref>Namen von Gärtnern finden sich möglicherweise in den Gehaltslisten im De la Gardie Archiv, Universitätsbibliothek, Lund.</ref> doch Gärtnerei und Ackerbau zählten im Allgemeinen zu den Interessensgebieten des Landadels und der [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16801 Familie Ekeblad]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q20970047.</ref> im Besonderen. Daher kann man vermuten, dass zumindest ein Teil der Gartengestaltung unmittelbar von den Mitgliedern der Familie veranlasst wurde. Der Außenraum verkörpert somit den Geist der Familie Ekeblad auf ihrem Stammsitz – ausgedrückt in der Garten- und Parkanlage und insbesondere bekundet durch die aufgestellten Gedenksteine und deren Inschriften. | ||
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[[Datei:183 ABB Stola, Park, Weg zum Mineslund, 2022.webp|mini|Abb. 183 Stola, Park, Weg zum Mineslund, 2022]] | |||
[[Datei:IMG 8722 Popeln.webp|mini|Abb. 162 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Alexander Pope von 1790, 2022]] | |||
[[Datei:IMG 8313.webp|mini|Abb. 163 Stola, Park, Minneslund, Gedenkstein für Alexander Pope von 1790, 2022]] | |||
[[Datei:IMG 8716.webp|mini|Abb. 22 Stola, Minneslund, Gedenksteine, 2022]] | |||
[[Datei:IMG 8717 Hårleman 7.webp|mini|Abb. 43 Stola, Minnelund, Gedenkstein von 1753 für Carl Hårleman, 2022]] | |||
[[Datei:166 ABB Stola, Park, Minneslund, Transkription der Inschriften auf den Gedenksteinen, 2022.webp|mini|Abb. 166 Stola, Park, Minneslund, Transkription der Inschriften auf den Gedenksteinen, 2022, Minneslund Stola]] | |||
[[Datei:167 ABB Stola, Park, Minneslund, Transkription der Inschriften auf den Gedenksteinen, 2022.webp|mini|Abb. 167 Stola, Park, Minneslund, Transkription der Inschriften auf den Gedenksteinen, 2022, Minneslund Stola]] | |||
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Aktuelle Version vom 1. April 2025, 15:47 Uhr
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06.00 Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 06.01 Claes Ekeblad d.Ä. und Hedvig Mörner
- 06.02 Claes Ekeblad d.J. und Eva de la Gardie
- 06.03 Claes Julius Ekeblad und Brita Horn
- 07.00 Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 07.01 Vorgängerbau
- 07.02 Neubau des Herrenhauses 1713–1719
- 07.03 Beschreibung Herrenhaus
- 07.04 Architektur
- 08.00 Innenräume im 18. Jahrhundert
- 08.01 Erdgeschoss
- 08.02 Obergeschoss
- 08.03 Untergeschoss und Dachgeschoss
- 08.04 Sammlungen
- 09.00 Garten und Park
- 09.01 Garten und Park vor 1700
- 09.02 Garten und Park 1728
- 09.03 Garten und Park um 1750
- 09.04 Die Ekeblad-Eiche
- 09.05 Garten und Park 1790
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12.00 Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert
- 12.02 Das Herrenhaus nach dem 18. Jahrhundert
- 12.03 Garten und Park nach dem 18. Jahrhundert
- 12.04 Nebengebäude nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Die Sunnerström Karte von 1790 |
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Die Charta öfver tomtplatzen och trädgården med mera till säteriet Stola (Abb. 48) entstand als Dokumentation des Vorhandenen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Gemeinde Sunnersberg[1] durch Anders Sunnerström im Jahr 1790. Auf der Karte erkennt man, wie wenig vom vorherigen Ideal-Entwurf aus der Jahrhundertmitte in Stola tatsächlich umgesetzt worden ist. Außerdem wird deutlich, dass der Entwerfer des Plan général (Abb. 8) die Gegebenheiten vor Ort in Stola offenbar doch nicht so gut kannte, weil er etwa die auf der charta öfver tomtplatzen als graue ‚Wolke‘ eingetragene bestehende Felserhebung im Plan général bei der Anordnung der Alleen nicht berücksichtig hat. Vielleicht war der Entwurf des Plan général – gefertigt für Claes Ekeblad d.J.[2] (1708–1771) und Eva de la Gardie[3] (1724–1786) – daher eher als Anregung und Idealplan für eine Gartengestaltung denn zur konkreten Umsetzung gedacht. Dagegen zeigt die charta öfver tomtplatzen (Abb. 48) eine pragmatische Weiterentwicklung der Gärten in Stola, die bestehende Achsen und Wege fortschreibt (Abb. 183), statt die Landschaft wie im Plan général vorgeschlagen mit neuen Alleen zu gliedern. Der Wirtschaftsbereich nördlich des Haupthauses wurde lediglich etwas verändert, jedoch der Küchenpavillon im Nordosten des Herrenhauses 1781 aus Stein neu errichtet.[4] Zusätzlich finden sich einige kleinere neue Gebäude dort, die vermutlich zu Wirtschafts- oder Wohnzwecken der Angestellten dienen. Der Gartenbereich im Süden des Herrenhauses wurde vergrößert, wobei bestehende Wege pragmatisch verlängert und durch neu gezogene Querachsen[5] entstehen wiederum rechteckige Flächen, die wie die älteren Teile umpflanzt waren. Aufgrund der andersfarbigen Lavierung in den südlichsten Flächen ist jedoch von einer anderen Nutzung auszugehen. Die kräftig grüne Farbe wird sonst beim Blumenparterre hinter dem Herrenhaus eingesetzt, sodass der Bereich eventuell für die Blumenaufzucht genutzt wurde oder vielleicht ein Rasenparterre (parterre à l‘anglois) war. Bei den angrenzenden bläulich lavierten Flächen handelt es sich nicht etwa Wasser, sondern der Buchstabe ‚d‘ bezeichnet in der Umgebung lichte Waldstücke.[6] Ausgehend von der Südseite des Haupthauses verläuft eine Wegeachse zu einem Aussichtspunkt auf einer natürlichen Felserhebung mit einem kleinen Gebäude darauf. Alle anderen Wegeachsen gehen nach und nach in gewundene Pfade über, die diesen Aussichtshügel umrunden. Bereits im Jahr 1790 war von Claes Julius Ekeblad[7] (1742–1808) am südwestlichsten Punkt der Anlage auf einer Anhöhe der noch bestehende Aussichtspunkt mit dem ‚Popeln‘ genannten Gedenkstein (Abb. 162, 163) errichtet worden.[8] Der merkwürdige Name leitet sich vom berühmten englischen Dichter Alexander Pope[9] (1688–1744) ab, dessen universal prayer[10] in schwedischer Übersetzung auf dem Gedenkstein eingemeißelt ist (Abb. 164, 165). Dies spiegelt die Gedankenwelt der Zeit und der letzten Ekeblads als Besitzer von Stola wieder. Claes Julius war seit seiner Zeit in Frankreich mit der deistisch geprägten Philosophie der Aufklärung vertraut.[11] Dieser in natürlichen Formen gestaltete Bereich des Parks wurde auch als Gedenkhain (schwedisch minneslund) (Abb. 22, 166, 167, Steine Nr. 1–7) genutzt. Erstmals stellte Claes Ekeblad d.J.[12] (1708–1771) dort einen Gedenkstein für den 1753 verstorbenen Architekten Carl Hårleman[13] (1700–1753) (Nr. 7, Abb. 43) und seinen Vater (Nr. 1, Abb. 168) auf, die sich noch heute dort befinden.[14] Sein Sohn Claes Julius Ekeblad[15] (1742–1808) ergänzte 1786 Gedenktafeln für seine verstorbenen Eltern (Nrn. 3, 4, Abb. 169, 170) und für seine Brita Margareta Horn[16] (1745–1791) (Nr. 2, Abb. 171).[17] Vor allem die Gedenksteine und der Aussichtspunkt mit dem ‚Popeln‘ (Abb. 162, 163) weisen heute noch auf den Bereich des englischen Landschaftsparks in Stola hin, der sonst ziemlich verwildert ist.[18] Von den Entwerfern des Gartens in Stola scheint neben Carl Hårleman[19] (1700–1753) niemand namentlich bekannt,[20] doch Gärtnerei und Ackerbau zählten im Allgemeinen zu den Interessensgebieten des Landadels und der Familie Ekeblad[21] im Besonderen. Daher kann man vermuten, dass zumindest ein Teil der Gartengestaltung unmittelbar von den Mitgliedern der Familie veranlasst wurde. Der Außenraum verkörpert somit den Geist der Familie Ekeblad auf ihrem Stammsitz – ausgedrückt in der Garten- und Parkanlage und insbesondere bekundet durch die aufgestellten Gedenksteine und deren Inschriften.
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