07.04 Architektur
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06.00 Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 06.01 Claes Ekeblad d.Ä. und Hedvig Mörner
- 06.02 Claes Ekeblad d.J. und Eva de la Gardie
- 06.03 Claes Julius Ekeblad und Brita Horn
- 07.00 Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 07.01 Vorgängerbau
- 07.02 Neubau des Herrenhauses 1713–1719
- 07.03 Beschreibung Herrenhaus
- 07.04 Architektur
- 08.00 Innenräume im 18. Jahrhundert
- 08.01 Erdgeschoss
- 08.02 Obergeschoss
- 08.03 Untergeschoss und Dachgeschoss
- 08.04 Sammlungen
- 09.00 Garten und Park
- 09.01 Garten und Park vor 1700
- 09.02 Garten und Park 1728
- 09.03 Garten und Park um 1750
- 09.04 Die Ekeblad-Eiche
- 09.05 Garten und Park 1790
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12.00 Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert
- 12.02 Das Herrenhaus nach dem 18. Jahrhundert
- 12.03 Garten und Park nach dem 18. Jahrhundert
- 12.04 Nebengebäude nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Herrenhaus |
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Der Entwurf des Herrenhauses lehnt sich mit den heute verlorenen vier Flügelpavillons (Abb. 25) an die Disposition des Riddarhuset[1] (Abb. 12) in Stockholm an, das zwischen 1641 und 1674 errichtet wurde.[2] Als Mitglied der Ritterschaft kannte Claes Ekeblad d.Ä.[3] (1669–1737) den Bau aus eigener Anschauung. Außerhalb der Hauptstadt war der prominente Bau mit Hilfe von Darstellungen auf Kupferstichen als Modell für einen lokalen Baumeister wie Håkan Eliander[4] genauso verfügbar. Das Gebäude in Stola ist im Vergleich zum Riddarhuset in den Abmessungen etwa der Achszahl, vor allem der Fassadengestaltung und im Material der vier Flügelbauten aus Holz wesentlich bescheidener, lässt das Stockholmer Vorbild jedoch noch erkennen. Ähnliche Herrenhäuser aus dem 17. Jahrhundert, von denen Eliander als Modell für Stola Kenntnis haben konnte, finden sich zeitgenössisch beispielsweise in Erik Dahlbergs[5] Suecia antiqua et hodierna [...],[6] wo etwa der viel prächtigere Bau in Steninge[7] (Abb. 64) nach dem Entwurf von Nicodemus Tessin d.J. mit (allerdings nur zwei) Flügelbauten oder das Riddarhuset selbst dargestellt sind. FlügelbautenWie auf den beiden Vermessungsplänen von 1728 (Karte 1, Karte 2) (Abb. 10, 11) und einem zeitgenössischen Gemälde (Abb. 25) dargestellt standen vor und hinter dem Hauptgebäude in Stola je zwei quadratische Pavillone aus Holz.[8] Diese waren laut Inventar von 1729[9] im Inneren jeweils in vier Räume aufgeteilt,[10] ob wohl die Abmessungen der kleineren Pavillone außen laut einer Dokumentation des Västergötlands Museum lediglich etwa 6 x 6 m betrugen.[11] Von den Flügelpavillons diente der nordöstliche am Vorhof in Stola als Küche. Dieser hölzerne Pavillon wurde 1781 durch einen größeren rechteckigen Neubau aus Stein ersetzt,[12] der in Grundmauern auf der 2022 ausgeführten geophysikalischen Prospektion zu erkennen ist (vgl. 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation) (Abb. 65).[13] Die beiden Flügelpavillons der Gartenseite in Stola wurden vom Erben Graf Gustaf Piper[14] (1771–1857) (vgl. 12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert) nach 1816 in den Park der Villa Giacomina[15] vor das dortige Herrenhaus (Abb. 49) versetzt und sind heute offenbar unkenntlich umgebaut oder verloren.[16] Das Pendant zum Küchenpavillon im Südosten des Vorhofs in Stola stand auch als Nebengebäude im Park der Villa Giacomina und wurde 1991 wegen Baufälligkeit abgerissen.[17] Westrin hat eine aquarellierte Zeichnung des abgebrochenen Pavillons von Björn Hultgren publiziert,[18] während Gullbrandson auf ein Foto des Pavillons (Abb. 66) aus dem Jahr 1986 im Besitz des Västergötlands Museum verwies.[19] |
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Pläne für Veränderungen im 18. Jahrhundert |
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Dass das Herrenhaus in Stola – einschließlich der ersten Umbauten durch Carl Hårleman[20] (1700–1753) in der Mitte des 18. Jahrhunderts (vgl. 08.02 Obergeschoss) – weitgehend unverändert bis in die Gegenwart überdauert hat, ist verschiedenen Umständen zu verdanken – etwa dem Leerstand im 19. Jahrhundert oder respektvollen späteren Besitzern (vgl. 12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert). Allerdings gab es bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einige Pläne das Anwesen zu verändern: Westrin hat überzeugend einen Entwurf (Abb. 7) für ein Gästehaus des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz'[21] (1716–1796) für Stola identifiziert.[22] Dieses Vorhaben aus den 1760er Jahren (spätestens vor dem Tod Claes d.J. 1771) war für die südöstliche Ecke am Vorhof vorgesehen und sollte wohl den hölzernen Pavillon ersetzen, der bislang offenbar als Gästequartier diente.[23] Zur Zeit Claes Julius Ekeblads[24] (1742–1808) und seiner Frau Brita Margareta Horn[25] (1745–1791) wurde dieses Vorhaben nicht weiter verfolgt, aber das Ehepaar hatte durchaus eigene Pläne das schlichte Herrenhaus zu verändern: so war geplant, das Hauptgebäude mit einem fast gleichgroßen Anbau einschließlich Turm(!) zu vergrößern, der vermutlich für die wachsende Kunstsammlung genutzt werden sollte.[26] Die erhaltene Kostenaufstellung des lokalen Baumeisters Andreas Molijn (1740–1797) in der Kungliga bibliotheket[27] in Stockholm vom Februar 1788 lassen erkennen, wie weit diese Planungen gediehen waren.[28] Die Realisierung wurde jedoch bei Ausbruch des russisch-schwedischen Kriegs[29] (1788–1790) aufgegeben. Später verhinderte die angespannte Finanzlage diese tiefgreifenden Veränderungen,[30] die den Eindruck des Herrenhauses in Stola stark verändert hätten. |
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