07.03 Beschreibung Herrenhaus

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Das Herrenhaus von Stola ist ein zweigeschossiger kubischer Bau (Abb. 54) mit einem für Schweden typischen Laternen- bzw. Sätierdach[1] (schwedisch säteritak) – eine Variation des zeitgenössisch üblichen Mansarddaches, das prominent beispielsweise am Riddarhuset[2] (Abb. 12) in Stockholm verwendet wurde und daher gelegentlich als Vorbild für Herrenhausbauten diente. Das Hauptgebäude in Stola besitzt neun Fensterachsen auf den Längsseiten, während die Schmalseiten lediglich aus drei Fensterachsen bestehen. Dennoch bildet der Bau im Grundriss ein Rechteck mit einer Proportion von in etwa eins zu zwei, sodass die Fensterachsen auf den Längsseiten enger angeordnet sind als auf den Schmalseiten (Abb. 67).

Über einem Sockel aus Feldsteinen[3] erhebt sich der schlichte verputzte Bau aus Ziegelstein,[4] der lediglich mit einer Eckrustika[5] aus rotem Haustein[6] (Abb. 55) versehen ist. Den oberen Abschluss der Fassade bildet ein einfaches Gesims[7] unterhalb eines hölzernen Dachüberstands. Die Mittelachse ist auf der Eingangsseite (Abb. 56) mit einem auf zwei toskanischen Säulen abgestützten Balkon verziert (Abb. 57). Dort betritt man über eine Treppe mit acht Stufen durch das mit einem rötlichem Hausteingewände gestalteten Portal das Herrenhaus. Auch die direkt oberhalb im ersten Obergeschoss angeordnete Fenstertür besitzt eine derartige Einfassung. Die hochrechteckigen Fenster sind bündig in der Wand eingelassen und weisen – abgesehen von einer einfachen Sohlbank – keine architektonische Gestaltung auf. Im Erdgeschoss sind oberhalb der Fenster zusätzlich einfache Verdachungen angeordnet. In diesem Geschoss sind die Fenster auch etwas kleiner als jene im Obergeschoss. An der Eingangsfassade (Ostseite) sind die Fenster im Erdgeschoss vermutlich durch den Umbau in den 1950er Jahren auf das heutige Maß vergrößert worden, während sie an den Schmalseiten und an der Gartenfassade noch die ursprünglichen fast quadratischen Abmessungen aufweisen. Die Fenster des Obergeschosses besitzen alle das gleiche hochrechteckige Format mit einer Proportion von etwa zwei zu drei, unterscheiden sich jedoch in ihrer Sprossung: An der Eingangsseite sind die zwei Flügel in je drei Glasfelder untergliedert. Dagegen wurde an der Gartenseite (Abb. 58) im Obergeschoss (mit den museal eingerichteten historischen Räumen) die vermutlich ursprüngliche Teilung der Fenster in vier Flügel mit je sechs kleinen Scheiben beibehalten bzw. wieder hergestellt. In der Mittelachse der Gartenseite befand sich ursprünglich eine Fenstertür, die mit den Umbauten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Im Zuge der Renovierung bis 1951 wurde diese Fenstertür wiederhergestellt, von der aus eine moderne Holztreppe in den Garten führt. Wohl seit dem Umbau im 18. Jahrhundert sind an den Schmalseiten der Fassade einige Fenster vermauert. Daher besitzt die Südseite lediglich noch vier von ursprünglich sechs Fenstern, die Nordseite sogar nur noch zwei und eine eventuell als neue Tür vergrößerte Fensteröffnung (Abb. 59). An der Südseite wurde im Sockelbereich im Zuge der Restaurierung im 20. Jahrhundert außerdem ein Kellerzugang von außen (Abb. 60) ergänzt.[8]

Das in einem leichten Winkel ausgeführte Laternen- bzw. Säteridach[9] auf dem Herrenhaus – eine schwedische Sonderform des Mansarddachs[10] – besteht aus einem doppelten Walmdach, dessen oberer Teil durch eine senkrechte Wandzone wie eine Laterne herausgeschoben erscheint. In dieser hölzernen Wandzone sind umlaufend sieben (vor dem Einbau einer Uhr (Abb. 61) acht)[11] kleine querformatige Rechteckfenster angeordnet (Abb. 62). Auf diese Weise kann der Dachraum über vertikale Verglasungen belichtet werden ohne Dachgauben[12] anzuordnen, die oftmals Probleme bei der Dichtigkeit verursachen, besonders wenn länger Schnee auf einem Dach liegt. Die Deckung des Säteridachs bildeten anfänglich laut Quellen traditionelle Eichenschindeln, seit 1880 Dachziegel (Abb. 63) und seit der Restaurierung Mitte des 20. Jahrhunderts besteht das Dach aus gefalzten Kupferplatten mit vertikalen Stegen (Abb. 58).[13] Zwei Schornsteine aus Haustein sind an den Enden des Dachfirsts angeordnet, sodass eine symmetrische und damit für die Zeitgenossen harmonische Gesamtansicht entsteht.[14]

Abb. 54 Stola, Herrenhaus, Außenansicht von Süden, 2022
Abb. 12 Jean Lepautre, Palatium Ordinis Equestris Lacum Mäler versus (Riddarhuset), Suecia antiqua et hodierna, 1716
Abb. 67 Stola, Herrenhaus, Grundriss Erdgeschoss, Rekonstruktion 1713
Abb. 56 Stola, Herrenhaus, Hofseite, 2022
Abb. 58 Stola, Herrenhaus, Gartenseite, 2022
Abb. 60 Stola, Herrenhaus, Südwestseite, Kellereingang, 2022
Abb. 61 Stola, Herrenhaus, Dachgeschoss, Ziffernblatt der ehemaligen Uhr, 2022
Abb. 62 Stola, Herrenhaus, Dachgeschoss, Fenster, 2022
  1. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q3526271; https://sv.wikipedia.org/wiki/Säteritak (30.01.2024).
  2. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q10401121.
  3. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1402843.
  4. Die mit ‚S‘ gekennzeichneten Ziegel stammten aus Läckö und Lindholmen, vgl. Karlson 1940, S. 44–53 führt verschiedene überlieferte Rechnungen der Handwerker namentlich auf.
  5. Die Ecke eines Gebäudes ist mit rustizierten Steinen verziert.
  6. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q121649.
  7. Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300001788 (23.03.2024).
  8. Vgl. Westrin 1986, S. 29.
  9. Vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Säteritak (25.03.2024).
  10. Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300002155 (25.03.2024).
  11. Vgl. Westrin 1986, S. 26.
  12. Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300002232 (25.03.2024).
  13. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 51. Ältere Fotographien zeigen noch die Ziegeldeckung aus dem Jahr 1880, vgl. Westrin 1986, S. 17. Luthander 1968, S. 424 verbindet die Ziegeldeckung erst mit der Zeit Otterströms.
  14. Vgl. auch die zahlreichen Abbildungen in der Kategorie Stola herrgård https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stola_herrg%C3%A5rd (01.04.2025).