07.02 Neubau des Herrenhauses 1713–1719
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06.00 Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 06.01 Claes Ekeblad d.Ä. und Hedvig Mörner
- 06.02 Claes Ekeblad d.J. und Eva de la Gardie
- 06.03 Claes Julius Ekeblad und Brita Horn
- 07.00 Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 07.01 Vorgängerbau
- 07.02 Neubau des Herrenhauses 1713–1719
- 07.03 Beschreibung Herrenhaus
- 07.04 Architektur
- 08.00 Innenräume im 18. Jahrhundert
- 08.01 Erdgeschoss
- 08.02 Obergeschoss
- 08.03 Untergeschoss und Dachgeschoss
- 08.04 Sammlungen
- 09.00 Garten und Park
- 09.01 Garten und Park vor 1700
- 09.02 Garten und Park 1728
- 09.03 Garten und Park um 1750
- 09.04 Die Ekeblad-Eiche
- 09.05 Garten und Park 1790
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12.00 Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert
- 12.02 Das Herrenhaus nach dem 18. Jahrhundert
- 12.03 Garten und Park nach dem 18. Jahrhundert
- 12.04 Nebengebäude nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Überblick |
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In der Zeit des Großen Nordischen Kriegs[1] (1700–1721) ließ Claes Ekeblad d.Ä.[2] (1669–1737) (vgl. 06.01 Claes Ekeblad d.Ä. und Hedvig Mörner) 1713 bis 1719 ein neues Herrenhaus in Stola erbauen. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren, aber vermutlich war der Vorgängerbau (Abb. 14, 50) nicht mehr angemessen oder groß genug für einen erfolgreichen Militär, Gouverneur und – durch seine Heirat mit Hedvig Mörner[3] (1672–1753) – einen gesellschaftlichen Aufsteiger wie den Freiherren Ekeblad.[4] Darüber hinaus lag Stola in der Nähe der Regionen Närke und Värmland, deren Gouverneur Ekeblad war. Auch diente das Anwesen schon einige Generationen als Stammsitz der Familie, was Claes Ekeblad d.Ä. insgesamt gesehen wohl zum Neubau eines Haupthauses in Stola und nicht auf einer seiner anderen Besitzung bewogen haben mochte. |
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Bauverlauf |
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Zum Neubau haben sich nur einige Schriftquellen erhalten,[5] doch ist der Bauverlauf ist über Inschriften am Gebäude selber relativ klar abzulesen:[6] Eine auf der nördlichen Schmalseite in die eingelassene Steintafel zeigt folgenden (heute teilweise schon schwer lesbaren) Text (Abb. 6): "Anno 1713 d: 14 junii Lades / Första Grundsteen På detta Huus. / Gud Som är Bäste / wächtaren öfwer Huus, Städer och Land / Han beware detta / Huus för Eldoch Brann i / Jesu Namyn [Anno 1713 d:[omini] Am 14. Juni wurde / der erste Grundstein dieses Hauses gelegt / Gott, der der beste Hüter / von Häusern, Städten und Land / ist, schütze dieses / Haus vor Feuer und Brand im / Namen Jesu]. B:M: [schwedisch byggmästare? = Baumeister] Håkan Eliander / [darunter Monogramme] CE / HM [= Claes Ekeblad und seine Frau Hedvig Mörner] ".[7] Diese ‚Grundsteintafel‘ belegt den Baubeginn im Jahr 1713. Der folgende Bauverlauf ist durch weitere Inschriften im Haus dokumentiert: So findet sich die Jahreszahl 1715 in die Wand neben dem Treppenhaus im unteren Stockwerk eingemeißelt (Abb. 52) und das metallene Schlüsselschild des noch originalen Holzportals trägt die Inschrift 1717 (Abb. 53).[8] Vermutlich weist erstere Zahl auf die Fertigstellung des Rohbaus (zumindest des Erdgeschosses) hin, während anzunehmen ist, dass der Bau im Jahr 1717 mit Fenstern und Türen und vermutlich unter Dach und damit gegen die Witterung geschlossen gewesen ist. Die Vollendung des Hauses vielleicht einschließlich des Innenausbaus kann man an weiteren Inschriften an den Schornsteinen auf dem Dach ablesen: Dort ist laut Westrin jeweils die Jahreszahl 1719 eingeschlagen.[9] Eine angestrebte Vollendung des neuen Herrenhauses 1719 erscheint in jedem Fall plausibel, da Claes Ekeblad d.Ä.[10] (1669–1737) in diesem Jahr Mitglied im Reichsrat wurde und er außerdem den Titel greve[11] (Graf) verliehen bekam.[12] Damit wurde das neue Herrenhaus gemessen an der Kubatur in einer durchschnittlichen Bauzeit errichtet, jedoch darf man die durch den Großen Nordischen Krieg[13] (1700–1721) erschwerten Randbedingungen und Herausforderungen hinsichtlich Handwerkern und Material nicht vergessen, was das Gebäude umso außergewöhnlicher erscheinen lässt. Allerdings war der lokale Baumeister Håkan Eliander[14] nicht im Krieg sondern vor Ort, um die Arbeiten zu überwachen, und übernahm auch die Buchführung für das Bauprojekt.[15] Håkan ElianderAuf der ‚Grundsteintafel‘ wird Håkan Eliander[16] als Verantwortlicher für den Bau genannt. Ob, diese selbstbewusste Geste Elianders, sich namentlich am Bau zu verewigen, tatsächlich ein Beleg dafür ist, dass er der Entwerfer des neuen Gebäudes war, wurde in der Forschung wiederholt diskutiert.[17] Im Allgemeinen wird zwischenzeitlich angenommen, dass der Gutsverwalter von Stola und dem benachbarten Gut Förslunda,[18] Håkan Eliander, unter Beteiligung der Bauherren, Claes Ekeblad d.Ä.[19] (1669–1737) und vermutlich auch seiner Frau Hedvig Mörner[20] (1672–1753), da Ekeblad lange Zeit im Krieg oder in Stockholm war, den Entwurf des Herrenhauses gemeinsam gefertigt haben.[21] Håkan Eliander[22] stand in Ekeblads Diensten und war Sohn des Pächters des Gehöfts von Teglunda, einem Gebiet vom Nachbargut Förslunda östlich von Stola.[23] Hinsichtlich seines Werdegangs ist wenig bekannt, doch nach der Erbauung von Stola war er ab 1722 bis mindestens 1733 auf der Baustelle des Doms von Skara beschäftigt.[24] Sein Sohn Claes Håkansson Eliander[25] (1708–1754) wurde – auch aufgrund der Förderung durch die Ekeblads – Architekt und Ingenieur und war später ein enger Mitarbeiter Carl Hårlemans[26] (1700–1753).[27] Wie von Karlson beschrieben belegen die Rechnungen bis ins Jahr 1717, dass Håkan Eliander[28] die Baustelle in allen praktischen Belangen – Materialbeschaffung, Logistik, Handwerker, Bauüberwachung usw. – kompetent abwickelte.[29] Er verfügte daher über baupraktisches Wissen, während er sich Fähigkeiten im Entwerfen mit Hilfe von Musterbüchern oder architekturtheoretischen Werken – aus der Bibliothek der Familie Ekeblad(?) – angeeignet haben konnte. Als Militär war Claes Ekeblad d.Ä.[30] (1669–1737) selbst höchstwahrscheinlich im technischen Zeichnen ausgebildet und der Adel der Zeit dilettierte im Bereich der Architektur. Vielleicht gemeinsam mit der gebildeten Hedvig Mörner[31] (1672–1753) als Dritte im Bunde konnte durchaus ein Entwurf wie der des Hauptgebäudes von Stola entstanden sein. |
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