12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert

Aus Herrenhäuser
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Weil der letzte Ekeblad, Claes Julius[1] (1742–1808) [Link zu 06.04], kinderlos verstarb, fiel die Gutsanlage in Stola im Jahr 1808 an einen seiner Neffen, Graf Gustaf Piper[2] (1771–1857).[3] Anfängliche Überlegungen für Renovierungen in Stola wurden von Piper wohl doch nicht ausgeführt,[4] denn er wohnte mit seiner Frau Jacquette Elisabeth Du Rietz af Hedensberg (1781–1816) auf anderen Besitzungen – er bevorzugt in Mariedal[5] (Abb. 34, 35), während seine Frau gerne in der nach ihr (um)benannten Villa Giacomina[6] (Abb. 49), der von Claes Julius errichteten Eremitage Jerneväg am Ufer des Vänern-Sees,[7] lebte. Aus diesem Grund ließ Gustaf Piper mit der Zeit bewegliches Inventar aus Stola dorthin oder in andere seiner Häuser verbringen und der Rest des Inventars von Stola wurde versteigert.[8] Das Herrenhaus stand leer; nur ein Inspektor wohnte in einem Mitte des 20. Jahrhunderts abgebrochenen Verwalterhaus.[9] Im 19. Jahrhundert waren weitere Angestellte des Gutshofes in den Flügelgebäuden untergebracht.[10]

Von den vier Töchtern aus ihrer Ehe erbte Louisa Piper (1808–1879) Stola 1857 nach dem Tod ihres Vaters. Sie war wie ihre ältere Schwester Hedvig Charlotta[11] (1799–1882), genannt Jacquette, mit einem Grafen Hamilton verheiratet: Jacquette heiratete 1824 den Oberstleutnant Hugo Didrik Hamilton (1791–1876), während Louisa den Legationssekretär John David Hamilton (1794–1843) 1834 in der Villa Giacomina[12] ehelichte. Das Ehepaar Louisa und John David Hamilton bevorzugte zum Wohnen die Villa Giacomina gegenüber dem schon längere Zeit unbewohnten alten Herrenhaus in Stola.[13]

Nach dem Tod von Louisa Hamilton (Piper) (1808–1879) wurde Stola im Jahr 1879 durch die Nachlassverwalter der Familie an Carl Johan Lindqvist (1834–1915)[14] aus Finnland verkauft.[15] Während Lindqvist mit seiner großen Familie im Verwalterhaus lebte,[16] veranlasste er ab 1880 erste Reparaturen am Dach und den Fenstern des Herrenhauses.[17] Ende des 19. Jahrhunderts interessierte sich die Öffentlichkeit zunehmend für das nationale kulturelle Erbe in Schweden und erkannte auch den historischen Wert der überlieferten Gutsanlagen.

Sein Schwiegersohn, der Kammerherr[18] Arthur Wilhelm Otterström (belegt im 20. Jahrhundert), der mit Clara Lindqvist (*1879–?) verheiratet war, übernahm die Gutsanlage in Stola im Jahr 1908.[19] Er veranlasste umfangreichere Renovierungsarbeiten im Herrenhaus: Im Erdgeschoss wurden neue Böden verlegt und Kachelöfen eingebaut. Auch im Obergeschoss setzte man einige Räume in Stand und ergänzte historische Bemalungen (Abb. 174).[20] Außerdem wurde bei den Renovierungen das barocke Deckengemälde im großen Speisesaal freigelegt (Abb. 101).[21]

Vielleicht ausgelöst durch den Tod seines Schwiegervaters verkaufte Otterström die Gutsanlage in Stola im Jahr 1916 an den Geschäftsmann Carl Ander (belegt im 20. Jahrhundert) und dessen Schwager Ernst Linge (belegt im 20. Jahrhundert). Edith Ander, geb. Linge (belegt im 20. Jahrhundert) war offenbar an Innenarchitektur und Herrenhäusern interessiert, starb jedoch vor Beginn des Restaurierungsprojekts.[22] Eventuell ausgelöst durch den Tod seiner Schwester verlor Linge das Interesse und überließ Carl Ander 1920[23] seine Anteile an Stola, sodass dieser nun alleiniger Besitzer der Gutsanlage war.[24] Ander veranlasste die erste gründliche Konservierung vor allem der Räume im Obergeschoss unter der Leitung des bekannten Restaurators Alfred Nilson[25] (1888–1953).[26]

Sein Sohn Holger Ander, der mit Inger Blomberg (belegt im 20. Jahrhundert) verheiratet war, erbte die Gutsanlage 1947.[27] Im Auftrag der Eheleute versuchte der Architekt Erik Lundberg[28] (1895–1969) in den Jahren 1948–1951 im Herrenhaus den Eindruck der Räume im frühen und mittleren 18. Jahrhundert wieder herzustellen.[29] Lundberg richtete daher insbesondere das Obergeschoss (Abb. 172) als museale Etage eines privaten Wohnhauses ein,[30] während Stola als Privathaus vor allem im Erdgeschoss (Abb. 69) an einen modernen Wohnkomfort angepasst wurde.[31]

  1. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5706932; Jägerskiöld 1949; Allén in: Allén/Frängsmyr 2016, S. 31–38.
  2. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q70206957.
  3. Vgl. Karlson 1940, S. 39.
  4. Vgl. Westrin 1986, S. 19.
  5. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1631363.
  6. Zur Villa Giacomina vgl. Gustafsson 2010, http://stud.epsilon.slu.se/2034/1/gustafsson_h_101122.pdf (26.03.2024); vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Villa_Giacomina (12.02.2024).
  7. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q173596.
  8. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 49.
  9. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 49.
  10. Vgl. Luthander 1968, S. 423.
  11. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q109294717.
  12. Zur Villa Giacomina vgl. Gustafsson 2010, http://stud.epsilon.slu.se/2034/1/gustafsson_h_101122.pdf (26.03.2024); vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Villa_Giacomina (12.02.2024).
  13. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 49.
  14. Vgl. Mannerfeld 1923, S. 138, während Karlson 1940, S. 40 vom Todesjahr 1908 ausgeht.
  15. Vgl. Westrin 1986, S. 19.
  16. Vgl. Westrin 1986, S. 19.
  17. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 51.
  18. Vgl. Svenska gods och gårdar 1942, Bd. 30, S. 892.
  19. Vgl. Luthander 1968, S. 435 sowie https://www.stola.se/historik/ (22.02.2023). Mannerfeld 1923, S. 138 spricht von 1903.
  20. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 51.
  21. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 52.
  22. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 52.
  23. Vgl. Mannerfeld 1923, S. 138.
  24. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 52.
  25. Auch Nilsson. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266.
  26. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 53–55.
  27. Vgl. Westrin 1986, S. 19.
  28. Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758.
  29. Vgl. Luthander 1968, S. 424.
  30. Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 59–60. So wurden etwa optisch störende Heizkörper durch den Einbau einer Fußbodenheizung vermieden.
  31. Vgl. Gullbrandsson 2010.
Abb. 34 Willem Swidde, Mariedahl (Mariedal), Suecia antiqua et hodierna, 1694
Abb. 35 Mariedal, Ansicht 2009
Abb. 49 Villa Giacomina mit Flügelbauten aus Stola, um 1800, Västergötlands museum
Abb. 174 Stola, Herrenhaus, Obergeschoss, Saal, Zustand 1928
Abb. 101 Stola, Herrenhaus, Obergeschoss, Saal, 2022
Abb. 69 Erik Lundberg, Stola, Herrenhaus, Grundriss Erdgeschoss, Umbau 1948, Erik Lundbergs ritningsarkiv
Abb. 172 Erik Lundberg, Stola, Herrenhaus, Grundriss Obergeschoss, Umbau 1948, Erik Lundbergs ritningsarkiv