Stola/09.03 Garten und Park um 1750: Unterschied zwischen den Versionen
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Datei:8 ABB Carl Hårleman (zugeschr.), Entwurf für den Garten und Park von Stola, um 1750, Västergötlands museum.webp|<small>Abb. 8 Carl Hårleman (zugeschr.), Entwurf für den Garten und Park von Stola, um 1750<small> | |||
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Aktuelle Version vom 27. März 2025, 18:03 Uhr
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06.00 Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 06.01 Claes Ekeblad d.Ä. und Hedvig Mörner
- 06.02 Claes Ekeblad d.J. und Eva de la Gardie
- 06.03 Claes Julius Ekeblad und Brita Horn
- 07.00 Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 07.01 Vorgängerbau
- 07.02 Neubau des Herrenhauses 1713–1719
- 07.03 Beschreibung Herrenhaus
- 07.04 Architektur
- 08.00 Innenräume im 18. Jahrhundert
- 08.01 Erdgeschoss
- 08.02 Obergeschoss
- 08.03 Untergeschoss und Dachgeschoss
- 08.04 Sammlungen
- 09.00 Garten und Park
- 09.01 Garten und Park vor 1700
- 09.02 Garten und Park 1728
- 09.03 Garten und Park um 1750
- 09.04 Die Ekeblad-Eiche
- 09.05 Garten und Park 1790
- 09. Garten und Park
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12.00 Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 12.01 Besitzverhältnisse nach dem 18. Jahrhundert
- 12.02 Das Herrenhaus nach dem 18. Jahrhundert
- 12.03 Garten und Park nach dem 18. Jahrhundert
- 12.04 Nebengebäude nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Der Plan général |
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Vermutlich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt ein Entwurfsplan „Plan General des Jardins et Batimans et Environs a Stola“ (Abb. 8, 158)[1] für die Gartenanlagen in Stola, der vielleicht im Zusammenhang mit den von Claes Ekeblad d.J.[2] (1708–1771) und Eva de la Gardie[3] (1724–1786) geplanten Umbauten im Haus, die der befreundete Architekt Carl Hårleman[4] (1700–1753) entwarf, entstanden sein könnte.[5] Karling schreibt den ‚Plan General‘, der wohl von Jean Eric Rehn[6] (1717–1793) gezeichnet wurde,[7] aus stilistischen Gründen Hårleman zu.[8] Der berühmte Architekt hat in der Tat oftmals selber – beispielsweise in Österbybruk [Link zu Österbybruk] – die Gartenanlagen entworfen. Der vorliegende Entwurfsplan ist auf jeden Fall elegant und ambitioniert, denn nicht weniger als die gesamte Umgebung um alle Guts- und Nebengebäude sollte neu strukturiert und mit Baumalleen verbunden werden. Der Entwerfer bedient sich dabei des etablierten Vokabulars von baumbestanden Alleen im Motiv des Dreistrahls,[9] wobei diese Wegeachsen in einer netzartigen Struktur an den Knotenpunkten als Demilune,[10] Rondells[11] oder rechteckige Plätze abgepflanzt sind. Die in den Plänen von 1728 eingetragenen Gartenbereiche sollten neu geordnet und in den Formen modernisiert werden. So war vorgesehen, den südlichen Garten stärker in einen formalen Garten mit aufwendigeren Zierpflanzungen und Beetformen umzuwandeln: Etwa die Hälfte des Gartens vor dem Gewächshaus am westlichen Ende dient im Entwurf aufgrund der eingetragenen Pflanzreihen wohl immer noch als Nutzgarten, aber in stärker formalem Gewand. In der östlichen Hälfte steht der Aspekt eines Ziergartens stärker im Vordergrund: direkt vor der Südfassade des Herrenhauses befindet sich ein größeres Rasenparterre (Parterre à l‘anglois) und der Gartenteil wird von einer Treillage-Architektur[12] eingefasst, die sich aus dem vorderen Flügelpavillon des Herrenhauses entwickelt. Auch im Norden des Herrenhauses sollte der Küchen- und Nutzgartenbereich erheblich verschönert werden: Der Entwerfer versucht, die vorhandenen (desperaten) Bauten durch geometrische Wege und Beetformen zu ordnen und damit aufzuwerten – etwa indem die Anbaufläche (für Gemüse?) in ein diagonal geteiltes Parterre[13] mit Randbepflanzung verwandelt wird oder die vorhandenen Teiche durch geometrische Beckeneinfassungen optisch verschönert werden.[14] Diese Vorhaben alleine wären ambitioniert, aber damit nicht genug: Entlang des Bachlaufs soll im Süden ein völlig neuer Gartenteil entstehen, der neueste Ideen der Gartengestaltung aufnimmt. Dabei werden im Entwurf die natürlich vorhandenen Gegebenheiten wie der Bachlauf oder ein Hügel in eine weiterentwickelte formale Gartengestaltung miteinbezogen. Zwar sind noch immer die ‚klassischen‘ Elemente eines Barockgartens oder -parks wie Boskette[15] oder ‚Salons verts‘[16] in geometrischen Formen, Achsialität und Symmetrie zu finden, aber der Entwurf beruht nicht mehr auf einer unter großen Erdbewegungen hergestellten zwanghaften Spiegelsymmetrie, sondern spielt mit den natürlichen Gegebenheiten des Geländes, wenngleich im Entwurf nicht alle natürlichen Gegebenheiten berücksichtig sind. Der Entwerfer kommt so zu innovativen auch in Zentraleuropa zeitgenössisch modischen Lösungen, die sich aber aufgrund der weitgehenden Berücksichtigung von lokalen Geländeformationen aber nur in Stola befinden können. Dabei werden verschiedene gängige Motive des englischen Landschaftsparks – der Aussichtspunkt auf dem Hügel, der Beltwalk[17] am Bach, der Salon vert,[18] das Rasenparterre usw. – zu einem für Stola entworfenen neuen Ganzen kombiniert. Sogar erste Schlängelwege[19] deuten sich beim Weg auf den Aussichtshügel an, was den Übergang zum englischen landschaftlichen Gartenstil signalisiert, der sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer weiter durchgesetzt. Dieser Entwurf ist zeitgenössisch auf der Höhe der Zeit und wäre auch in den 1760er oder 1770er Jahren durchaus noch als modern zu bezeichnen. Nachdem Carl Hårleman[20] (1700–1753) im Februar 1753 verstirbt, wäre vielleicht auch an einen Nachfolger als Entwerfer zu denken, aber eine fundierte Zuschreibung bleibt ohne langjährige Kennerschaft bei in der Darstellung standardisierten Architektur- und Gartenentwurfszeichnungen sehr schwierig.
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