01. Einführung

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Im südlichen Schonen steht das Herrenhaus von Christinehof (Abb. 1, 3–5), entstanden 1737–1740 im Kontext der größten vorindustriellen Produktionsstätte zur Alaungewinnung im schwedischen 18. Jahrhundert. Bauherrin war Christina Piper (Abb. 2), Witwe von Carl Piper, der als enger Berater von König Karl XII. mehrere Jahre eine einflussreiche Rolle im schwedischen Staatsapparat gespielt hatte. Nach seinem Tod avancierte Christina Piper zu einer der wichtigsten Unternehmerinnen Schwedens, wobei ihr Aufstieg eine für die Zeit außergewöhnliche Erfolgsgeschichte einer weiblichen Vertreterin des schwedischen Großbürgertums beschreibt.

Der Landerwerb und die Errichtung repräsentativer Anwesen waren ein selbstverständlicher Baustein im Aufstiegs- und Statusstreben der Familie und wurde von Christina Piper auch nach ihrem Rückzug aus dem politischen Milieu Stockholms nach Schonen intensiv verfolgt. Christinehof und die Alaunhütte wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von ihrem Sohn Carl Piper weiter ausgebaut.

Unter den Besitzungen der Pipers zählt Christinehof künstlerisch nicht zu den herausragenden Projekten. Jedoch hat es als Teil der wirtschaftlichen Anlage, auf der Christina Pipers Erfolg als alleinstehende Frau größtenteils aufbaute, eine hohe Aussagekraft zu Macht- und Selbstverständnis einer Unternehmerin des 18. Jahrhunderts und erlaubt es, das Funktionieren eines in weiten Teilen erhaltenen repräsentativ-vorindustriellen Ensembles nachzuzeichnen.

Abb. 3 Christinehof, Hofansicht
Abb. 5 Georg Mokelten, Ansicht der Nordfassade von Christinehof, 1737 (?)
Abb. 1 Christinehof, Hofansicht
Abb. 2 David von Krafft (zugeschrieben), Porträt von Christina Piper, Öl auf Leinwand, 150 x 125 cm, Katrinedal
Abb. 4 Christinehof, Treppenhaus mit Blick in den Eingangsbereich im ersten Obergeschoss